Helmuth Hübener war kein gewöhnlicher Mormone. Die meisten Gläubigen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage waren bemüht, sich während der nationalsozialistischen Diktatur von Politik fernzuhalten. Einige erlagen der Faszination staatlicher Propaganda. Der Hamburger Teenager hielt dagegen.
Bei seiner Hinrichtung durch das Fallbeil am 27. Oktober 1942 war Helmuth mit 17 Jahren der jüngste vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilte Widerstandskämpfer. Genau 75 Jahre später legten kirchliche Amtsträger in der Gedenkstätte Berlin-Plötzensee einen Kranz nieder.
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- Kranzniederlegung Helmuth Hübener 2017
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- Helmuth Hübener
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- Kranzniederlegung Helmuth Hübener 2017
- Rudolf Wobbe, Helmut Hübener, Karl-Heinz Schnibbe (v.l.n.r)
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"Viele Jahre haben wir an Helmuth Hübener mit Trauer und Abscheu vor dem Mord an ihm durch die Nazis gedacht. Heute - mit einem Blick in die Zukunft - erinnert und mahnt uns sein Leiden und seine Hinrichtung daran, wachsam gegen religiöse Intoleranz und staatlich verordnete geistige Unfreiheit zu sein.", sagte Staatsekretär a.D. Frerich Görts, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. An der Kranzniederlegung beteiligten sich außerdem Mitglieder Familie Görts, Jason Speck von der regionalen Kirchenleitung in Berlin, Verena Holtz vom deutschen Rat für Öffentlichkeitsarbeit der Kirche sowie der ehrenamtliche Kirchenhistoriker Ralf Bartsch.
Der amerikanische Germanist Alan Keele befasst sich seit über drei Jahrzehnten mit dem deutschen Widerstand gegen Hitler. "Letztendlich war Hübeners Tugend die, dass er sein Wissen und seine Einsichten und damit die Wahrheit an sich möglichst weit verbreiten wollte: er sah ein, dass viele, viele andere sich in einer Art Kettenreaktion ihm anschließen müssten, um überhaupt erfolgreich gegen die leidenschaftliche Heftigkeit der Schlimmsten seiner Tage zu wirken.", würdigte der emeritierte Professor der Brigham Young University Helmuth Hübener in einem Grußschreiben.
"Lasst euch euren freien Willen, das kostbarste, was ihr besitzt nicht nehmen.", heißt es in einem von Helmuth Hübener verfassten Flugblatt. Er nutzte die Schreibmaschine seiner Hamburger Kirchengemeinde, die er als ehrenamtlicher Sekretär zwecks Verfassens von Protokollen und Briefen an die Soldaten an der Front in die Wohnung seiner Großeltern nehmen durfte, um Flugschriften gegen Hitlers Unrechtsregime herzustellen. Seine aktivsten Mitstreiter kannte Helmuth aus seiner Kirchengemeinde.
Helmuths Gemeindeleiter hingegen war engagierter Nationalsozialist und ließ am Eingang der Versammlungsräume ein Schild mit der Aufschrift "Juden ist der Zutritt verboten" anbringen, was für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage keine übliche Praxis war. Helmuth war entsetzt und lernte, zwischen seinem eigenen tief empfundenen Glauben und dem Handeln anderer Gemeindemitglieder zu unterscheiden. In seinem letzten erhaltenen Brief, verfasst am Tag seiner Hinrichtung an die befreundete Familie Sommerfeld, schrieb er: "Mein Vater im Himmel weiß, dass ich nichts Unrechtes getan habe […] Ich weiß, dass Gott lebt, und Er wird der gerechte Richter über diese Sache sein."
Im Heft 330 der Informationen zur politischen Bildung, erschienen im Juli 2016, beschäftigen sich der Politikwissenschaftler Johannes Tuchel und die Historikerin Julia Albert mit Menschen, die sich gegen die nationalsozialistische Diktatur zwischen 1933 und 1945 gewehrt haben. Ein Beitrag stellt die Gruppe um Helmuth Hübener vor.
Günter Grass nahm die Geschichte der Widerstandsgruppe als Basis für seinen 1969 erschienenen Roman Örtlich betäubt.
In Hamburg sind ein Jugendhaus, ein Weg und eine Stadtteilschule nach Helmuth Hübener benannt.
Literaturhinweise:
- Karl-Heinz Schnibbe, Jugendliche gegen Hitler. Die Helmuth-Hübener-Gruppe in Hamburg 1941/42, Berg am See 1991.
- Ulrich Sander, Jugendwiderstand im Krieg. Die Helmuth-Hübener-Gruppe 1942/1942, Bonn 2002.