Helmuth Hübener war erst 17 Jahre alt, als er in Berlin-Plötzensee enthauptet wurde. Die Hinrichtung des jüngsten vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilten Widerstandskämpfers gegen den Nationalsozialismus jährt sich am Samstag, den 27. Oktober 2012, zum 70. Mal. Ein Anlass für Gemeinden und Gläubige der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, eines Glaubensbruders zu gedenken.
Am Jahrestag legen Vertreter der Kirche im Rahmen eines stillen Gedenkens am Ort der Hinrichtung einen Kranz nieder. Nähere Details erhalten Medienvertreter bei der Pressestelle der Kirche vorab per E-Mail.
Eingeladen ist die Öffentlichkeit zu einer Gedenkveranstaltung mit musikalischer Umrahmung am Samstag, den 27. Oktober, um 19 Uhr im Pfahlhaus der Kirche Jesu Christi Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Hübeners Geburtsstadt Hamburg, Wartenau 20. Ihre Teilnahme zugesagt haben Staatssekretär a.D. Frerich Görts und Professor Alan Keele. Görts ist Sprecher der Kirche Jesu Christi in Deutschland. Keele ist emeritierter Professor der Brigham Young University und befasst sich seit über 30 Jahren mit dem deutschen Widerstand gegen Hitler.
- Helmuth Hübener
- Rudolf Wobbe, Helmut Hübener, Karl-Heinz Schnibbe (v.l.n.r)
- Helmuth Hübener
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Keele spricht auch am Sonntag, den 28. Oktober, um 19 Uhr auf Einladung der Stadtteilinitiative Hamburg-Hamm im Stadtteilarchiv Hamm in der Carl-Petersen-Straße 76 über das Schicksal des jugendlichen Widerstandskämpfers.
Des weiteren hält er Vorträge in den Gemeindezentren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Leipzig, Düsseldorf und Heidelberg:
Montag, den 29. Oktober, um 20 Uhr in der Oeserstraße 39 in 04229 Leipzig.
Dienstag, den 30. Oktober, um 19 Uhr im Mörsenbroicher Weg 184 in 40480 Düsseldorf.
Donnerstag, den 1. November, um 19 Uhr im Wieblinger Weg 11-15 in 69213 Heidelberg.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
Helmuth Hübener gehörte der landläufig als "Mormonen" bekannten Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an. Er nutzte die Schreibmaschine seiner Hamburger Kirchengemeinde, die er als ehrenamtlicher Sekretär zwecks Verfassens von Protokollen und Briefen an die Soldaten an der Front in die Wohnung seiner Großeltern nehmen durfte, um Flugschriften gegen Hitlers Unrechtsregime herzustellen. Seine aktivsten Mitstreiter kannte Helmuth aus seiner Kirchengemeinde.
Dennoch war Helmuths politische Widerstandsarbeit nicht typisch für die etwa 15.000 deutschen Mormonen zur Zeit des Nationalsozialismus. Die Gläubigen versuchten damals mehrheitlich, die aktive politische Beteiligung zu umgehen. Helmuths Hamburger Gemeindeleiter hingegen war ein engagierter Nationalsozialist und ließ am Eingang der Versammlungsräume ein Schild mit der Aufschrift "Juden ist der Zutritt verboten" anbringen, was für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage keine übliche Praxis war. Helmuth war entsetzt und lernte, zwischen seinem eigenen tief empfundenen Glauben und dem Handeln anderer Gemeindemitglieder zu unterscheiden. In seinem letzten erhaltenen Brief, verfasst am Tag seiner Hinrichtung an die befreundete Familie Sommerfeld, schrieb er: "Mein Vater im Himmel weiß, dass ich nichts Unrechtes getan habe […] Ich weiß, dass Gott lebt, und Er wird der gerechte Richter über diese Sache sein."
Günter Grass nahm die Geschichte der Helmuth-Hübener-Gruppe als Basis für seinen 1969 erschienenen Roman "Örtlich betäubt". Derzeit werden die Ereignisse um die Gruppe verfilmt. In Hamburg sind ein Jugendhaus, ein Weg und eine Stadtteilschule nach Hübener benannt.
Interviewanfragen für Professor Keele sind per E-Mail zu richten an die Pressestelle der Kirche in Frankfurt am Main.
Literaturhinweise:
Karl-Heinz Schnibbe, Jugendliche gegen Hitler. Die Helmuth-Hübener-Gruppe in Hamburg 1941/42, Berg am See 1991.
Ulrich Sander, Jugendwiderstand im Krieg. Die Helmuth-Hübener-Gruppe 1942/1942, Bonn 2002.