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Mormonen im "heute-journal"

Dienstag, der 23. Oktober 2012, 21.57 Uhr. Im ZDF läuft das heute-journal. Claus Kleber kündigt an, die USA-Korrespondentin Heike Slansky werde nun erklären, woran Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage glauben. Dabei spricht er nicht von "Gläubigen", "Glaubensanhängern" oder "Gemeindemitgliedern", sondern von "Gefolgsleuten". Der Ton ist gesetzt für das, was folgt.

Einiges davon, was Ankündigungskommentar und Beitrag über die Mormonen berichten, stimmt voll und ganz:

  • Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist eine christliche Religion.
  • Viele Mormonen, wie deren Mitglieder umgangssprachlich genannt werden, nehmen ihren Glauben sehr ernst.
  • Die Kirche verteidigt die traditionelle Familie in der Gesellschaft.

 

Anderes ist missverständlich oder unvollständig formuliert und bedarf des Kommentars.

Frau Slansky zeigt ein neues Gemeindehaus der Kirche in der US-Bundeshauptstadt Washington. Sie meint, sie habe mit "Glaubensbrüdern" sprechen wollen, doch die Zentrale in Salt Lake City habe dies abgelehnt, keine Drehgenehmigung erteilt und keine Interviews erlaubt.

Tatsache ist:

  • Das ZDF wollte in dem gezeigten Gemeindehaus aufgrund dessen Nähe zum Weißen Haus einen Gottesdienst besuchen und Gläubige zur amerikanischen Präsidentschaftswahl befragen. Da die Kirche parteipolitisch neutral ist und Wahlen sowie politische Kandidaten nicht kommentiert, kam es nicht zu einem solchen Treffen.
  • Das ausdrückliche Angebot der Kirche, den Gottesdienst in einem anderen Gemeindehaus im Umkreis zu besuchen, lehnte die Redaktion des heute-journals ab.
  • Ursprünglich wollte das ZDF nicht Mormonen in Washington, sondern in Deutschland interviewen. Geplant waren im September konkret ein Gottesdienstbesuch in Bayern sowie Gespräche mit Gläubigen. Eine ZDF-Redakteurin hatte vorher schon auf Einladung der Kirche an einem Konferenzgottesdienst in Berlin teilgenommen. Der Besuch in Bayern wurde seitens des ZDF kurzfristig abgesagt.
  • Die Kirche hatte Frau Slansky bereits im Januar in Salt Lake City willkommen geheißen und ihr vier Tage lang Einblick in zahlreiche Einrichtungen der Kirche gewährt. Die ZDF-Korrespondentin hatte auch einem Sonntagsgottesdienst beigewohnt, Gemeindemitglieder interviewt und die kirchliche Brigham Young University kennengelernt.

 

Der Beitrag im heute-journal vermittelt den Eindruck, Mormonen seien eine in sich gekehrte Gesellschaft: Die Tür zum Washingtoner Gemeindehaus ließe sich nur mit Hilfe eines Sicherheitscodes öffnen. Der Tempel in Salt Lake City dürfe nur von "Strenggläubigen" betreten werden. Eine Passantin auf der Straße vermute, die Mormonen seien "gefährlich".

Hierzu sollte man wissen:

  • Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist eine Laienkirche. In den Gemeinden gibt es weder einen bezahlten Pfarrer noch ein Pfarrbüro mit festen Öffnungszeiten. Die Gemeindearbeit wird von den Gläubigen vor Ort geleistet. Daher bestehen unterschiedliche Schließsysteme, die Ehrenamtlichen Zugang zu den Gemeindehäusern ermöglichen, um Gottesdienste vorzubereiten oder Veranstaltungen zu leiten.
  • An dem im ZDF-Beitrag gezeigten Gemeindehaus prangt ein Schild, auf dem in großen Lettern steht: "Visitors welcome" ("Besucher willkommen"). Die Gottesdienste in den weltweit fast 30.000 Gemeinden sind öffentlich.
  • Die Tempel der Kirche sind kein Ort für den sonntäglichen Gottesdienst. Wie in anderen Religionen auch gibt es im mormonischen Glauben heilige Räume, die nur nach intensiver religiöser Vorbereitung oder für besondere Anlässe betreten werden.
  • Wer wissen will, wie es im Tempel in Salt Lake City aussieht, kann sich im südlichen Besucherzentrum auf dem Tempelplatz ein detailgetreues Modell der Innenräume ansehen.

 

Was das heute-journal über Lehre, Geschichte und Glaubenspraxis der Kirche berichtet, dürfte sowohl auf Mormonen als auch auf informierte Andersgläubige wie ein abstruses Zerrbild wirken. Der Zuschauer bleibt weiter im Unklaren darüber, was Mormonen glauben und wie sie leben.

Wer sich aus erster Hand über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage informieren möchte, ist in den Gottesdiensten vor Ort willkommen.

Dahlen chapel   2009 09 08 0724

Das Gemeindehaus der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Berlin-Dahlem. Zu den Gottesdiensten sind Besucher herzlich willkommen.

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Über den Blog: Für diesen Blog schreiben Mitarbeiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Die Inhalte sind verlässlich und sorgfältig recherchiert, sollten aber nicht unbedingt als offizielle Stellungnahmen der Kirche betrachtet werden. Zweck dieses Blogs ist es, Journalisten, Blogger und die Öffentlichkeit mit Hintergrundinformationen über Themen von Interesse mit Bezug zur Kirche zu versorgen. Offizielle Pressemitteilungen und Stellungnahmen der Kirche finden sich auf presse-mormonen.de.

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