Der Presseseite- Blog

Die vergessene Religionswissenschaft

Sind wir einmal ehrlich: Friedlich lächelnde Gottesdienstbesucher machen keine Quote. Das Sommerfest der Kirchgemeinde mit Dosenwerfen und Nudelsalat taugt nicht zur Schlagzeile. Vielleicht hätten Sie lieber den Streit um die Umgehungsstraße übernommen oder das Endspiel um den Kreispokal, aber Ihre Redakteurin hat Ihnen die Geschichte über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage auf den Schreibtisch gelegt. "Machen Sie was draus", meinte sie noch.

Mormonen? Wie war das noch? Sitzen die nicht irgendwo in den Rocky Mountains? Sind das die jungen Leute mit den schwarzen Schildchen am Revers? Eine kurze Internetsuche und Sie sind auf die offizielle Presseseite der Mormonen gestoßen. So weit, so gut. Ein Ansprechpartner vor Ort ist schnell gefunden, auch wenn dieser beim ersten Anruf gerade damit beschäftigt ist, mit einer Klavierschülerin Chopins Regentropfen-Prélude einzuüben. Laienkirche eben. In Nullkommanichts haben Sie ein paar Fakten und O-Töne beisammen.

Ihnen ist bewusst, dass die meisten Ihrer Leser, Hörer oder Zuschauer über Mormonen vermutlich etwa so wenig wissen wie über Molekülphysik oder das Balzverhalten der Birkhähne. Deshalb erwägen Sie, einen externen Experten zu Wort kommen zu lassen. Viele Ihrer Kollegen denken da genauso.

Ohne große Mühe gelangt man im Internet an diejenigen, die sich zu einem Thema am lautesten äußern oder von Dienst wegen eine bestimmte Perspektive einnehmen. Übersehen werden als geeignete Fachleute bedauerlicherweise allzu oft die Religionswissenschaftler, die im Gegensatz zu den Theologen an keinen konfessionellen Auftrag gebunden sind, sondern sich sachlich-distanziert religiösen Phänomenen nähern.

Religionswissenschaftler gibt es an vielen deutschen Universitäten. Als eigenständiges Studienfach besteht die Disziplin in Bayreuth, Berlin, Bochum, Bremen, Erfurt, Frankfurt, Göttingen, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Jena, Leipzig, Marburg, Münster, München, Potsdam sowie Tübingen. Zu erwähnen wäre auch der Religionswissenschaftliche Medien‐ und Informationsdienst – ein Verein, der seit 25 Jahren die Erkenntnisse religionswissenschaftlicher Forschung den Medien sowie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht.

Dennoch wird sich ein gläubiger Mensch auch von einem unvoreingenommenen Religionswissenschaftler nicht immer treffend gedeutet sehen. Der wissenschaftlichen Beschreibung von Ritualen und Liturgien bleibt meist das verborgen, was den Menschen im Innersten bewegt und wie er das eigene Erleben für sich einordnet. Wer wissen will, was einen Glauben ausmacht, der frage zuerst und zuletzt die Gläubigen selbst.

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Über den Blog: Für diesen Blog schreiben Mitarbeiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Die Inhalte sind verlässlich und sorgfältig recherchiert, sollten aber nicht unbedingt als offizielle Stellungnahmen der Kirche betrachtet werden. Zweck dieses Blogs ist es, Journalisten, Blogger und die Öffentlichkeit mit Hintergrundinformationen über Themen von Interesse mit Bezug zur Kirche zu versorgen. Offizielle Pressemitteilungen und Stellungnahmen der Kirche finden sich auf presse-mormonen.de.

Hinweis an Journalisten: Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.