Kommentar

Frauen, die ihrem Gewissen folgen

Dritter Artikel einer siebenteiligen Reihe über die Religionsfreiheit in aller Welt

Es ist nicht immer sicher, das zu tun, was man für richtig hält.

Wenn man seine tiefste Überzeugung kundtut und nach seinen höchsten Idealen lebt, kann das für die Mitmenschen durchaus eine Herausforderung sein. Die Gewissensfreiheit spielt eine entscheidende Rolle, wenn man seine Entscheidungsfreiheit ausüben möchte, vor allem dann, wenn man auf Widerstand trifft. Wir formen unsere Persönlichkeit, wenn wir dazu Stellung beziehen, ob etwas richtig oder falsch ist.

Jeder Mensch hat dieses Recht. Das Gewissen kennt kein Geschlecht.

 

In etlichen Ländern muss mit Bestrafung rechnen, wer seinem Gewissen folgt, selbst wenn dabei niemand zu Schaden kommt. Spannungen entstehen, wenn Minderheiten in die Öffentlichkeit treten. Verfolgung aufgrund des Glaubens schadet jedem, doch Frauen und Mädchen sind davon offenbar ganz besonders betroffen. In vielen Kulturkreisen und Rechtssystemen wird ihnen weniger Schutz gewährt. Wenn die Glaubensausübung eingeschränkt wird, werden auch den Frauen in vielen Glaubensrichtungen Rechte abgesprochen.

Malala Yousafzai ist eine junge Muslimin und Verfechterin des Rechtes auf Bildung für Frauen und Kinder. Aufgrund ihres Engagements erhielt sie Drohungen. 2012 wurde in einem Schulbus in Pakistan auf sie geschossen. Nachdem sie überlebt hatte, wurde ihr der Friedensnobelpreis verliehen. Sie ist der Ansicht, dass sie ihrer Religion treu sein und sich gleichzeitig für Frauenrechte einsetzen kann.[1]

Mahvash Sabet und Fariba Kamalabadi von der Baha‘i-Führung im Iran wurden 2008 verhaftet und zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie ihre Religion ausgeübt haben. Den beiden Müttern mittleren Alters wurde "Propaganda gegen das Regime" zur Last gelegt, und sie müssen nun die harten Haftbedingungen erdulden. Eine inzwischen entlassene Mitgefangene berichtet, dass die beiden "keinen Hass im Herzen spüren".[2]

Ma Huichao, eine Christin in China, wurde vor kurzem zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie bei sich daheim einen Bibelstudienkreis veranstaltet hatte.[3]

Zwei muslimische Schwestern, Zulhumor Hamdamova und Mehrinisso Hamdamova, wurden 2009 in Usbekistan verhaftet, weil sie religiöse Versammlungen abgehalten hatten. Die Polizei führte in ihrer Wohnung eine Razzia durch. Jetzt verbüßen sie lange Haftstrafen in einem Arbeitslager, wo ihre Gesundheit immer mehr leidet.[4]

Nadia Murad ist eine Jesidin aus dem Norden des Irak. 2014 wurde ihr Dorf von Terroristen des Islamischen Staats angegriffen. Sie und tausende andere Frauen wurden vergewaltigt, zwangsverheiratet, als Sklavin gehalten und zwangskonvertiert. Sie konnte fliehen und kämpft nun mit Amal Clooney, einer Anwältin für Menschenrechte, um Gerechtigkeit für ihr Volk. Diese beiden Frauen treten überall auf der Welt vor Gericht als Zeugin auf, besuchen Flüchtlingslager und erheben ihre Stimme in den internationalen Medien.[5]

Religions- oder Glaubensfreiheit ist eines der wichtigsten Frauenrechte. Ohne diese Freiheit, so erklären die Experten Brian Grim und Jo-Ann Lyon, "sitzen Minderheiten, und auch Frauen, nicht mit am Tisch, und ihre unverzichtbaren, wertvollen und kreativen Stimmen werden nicht gehört". Am Ende kommt Ungleichheit und Unterdrückung dabei heraus. Grim war an einer aktuellen Studie beteiligt, die "eine deutliche Verbindung zwischen Religionsfreiheit, wirtschaftlicher Stabilität und Mitwirkungsmöglichkeiten für Frauen" ergab.[6]

All diese Rechte fördern die Menschenwürde. Kristina Arriaga und John Ruskay, Experten in diesem Bereich, sind der Ansicht, dass Religionsfreiheit dazu beiträgt, dass Frauen ihr Potenzial ausschöpfen können. "Aktivisten für Menschenrechte, vor allem Aktivisten für Frauenrechte, können mehr erreichen, wenn sie sich mit Aktivisten für Religionsfreiheit zusammentun."[7]

Die beste Art von Religionsfreiheit ermöglicht den Frauen, selbst zu bestimmen, woran sie glauben, den Mund aufzumachen, wenn sie sehen, dass ihre Religion nicht traditionsgemäß ausgeübt wird, und sich für eine andere Religion zu entscheiden und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Jedes Land hat seine eigene Geschichte in puncto Frauenrechte, doch dort, wo Religionsfreiheit herrscht, haben Frauen mehr Rechte und bessere Bildungsmöglichkeiten.[8] Dies ermöglicht es ihnen, bei der Verbesserung ihrer Gesellschaft eine führende Rolle zu übernehmen.

Stabilität beruht auf dem Wohlergehen der Frauen. Außenpolitik-Expertin Valerie Hudson erklärt: "Es gibt eine starke und höchst bedeutsame Verbindung zwischen der Sicherheit des Staates und der Sicherheit der Frauen. Der beste Indikator für Frieden im Land ist nicht der Grad an Wohlstand, Demokratie oder an ethnisch-religiöser Identität; der beste Indikator für Frieden im Land ist, wie gut die Frauen dort behandelt werden."[9]

In einer Welt, in der Frauen das Recht haben, ihrem Gewissen zu folgen, herrscht mehr Frieden und es gibt mehr Möglichkeiten.

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[1] Siehe Biografie von Malala Yousafzai, www.nobelprize.org, und "Malala Yousafzai: 'I’m a Feminist and a Muslim'", Channel 4 News, 15. Dezember 2015, www.channel4news.com

[2] Roxana Saberi, "In Iran, Shackling the Baha’i Torchbearers", Washington Post, 28. August 2010; "Seven Bahaʼi Leaders Given Harsh Prison Sentence", amnestyusa.org

[3] Stoyan Zaimov, "Chinese Christian Woman Sentenced to 3 Years in Prison for Holding Bible Study", The Christian Post, 2. Januar 2017

[4] Mushfig Bayram, "Uzbekistan: More Jailings, Long-Term Prisonersʼ Sentences Increased", Forum 18 News Service, 18. November 2016

[5] Robert Guest, "Two Women, One Cause", The Economist 1843, Februar/März 2017

[6] Brian Grim und Jo-Ann Lyon, "Religion holds women back. Or does it?", Weltwirtschaftsforum, 17. November 2015; siehe auch Brian J. Grim, Greg Clark und Robert Edward Snyder, "Is Religious Freedom Good for Business?: A Conceptual and Empirical Analysis", Interdisciplinary Journal of Research on Religion, Band 10, 2014

[7] Kristina Arriaga und John Ruskay, "Empower Women by Standing for Religious Freedom", Religion News Service, 9. Dezember 2016

[8] Brian J. Grim und Roger Finke, The Price of Freedom Denied, 2011, Seite 206

[9] Valerie M. Hudson, "What Sex Means for World Peace", Foreign Policy, 24. April 2012

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