Elder Scott Kozak und seine Frau Kelly sind als Senior-Missionare und Leiter der humanitären Hilfe der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in der Slowakei und in Polen tätig. Um einer sehr verarmten Romasiedlung in der Nähe von Karolov Dvor zu helfen, einem kleinen Ort in der Slowakei etwa 500 Kilometer östlich von Bratislava, wollten sie Brennholz beschaffen, damit die Bewohner Mahlzeiten kochen und ihre einfachen Unterkünfte beheizen konnten.
Im Februar 2023 berichteten die Kozaks, dass sie für das Dorf der Roma vergeblich nach einer großen Menge Brennholz zu einem guten Preis gesucht hatten. Es war Februar und noch immer bitterkalt. Sie waren sehr dankbar für „die liebevolle, große Barmherzigkeit des Herrn", wie sie es nannten, als zwei gute Männer, die nichts mit ihnen oder der Romasiedlung zu tun hatten, ihnen bei der Lösung dieses erheblichen Problems zu Hilfe kamen.
Die Roma werden in vielen Gebieten der Welt als Ausgestoßene betrachtet, und viele von ihnen leben in bitterer Armut, wie auch die Bewohner dieses Dorfes. Die einzige Möglichkeit, ihre behelfsmäßigen Unterkünfte zu beheizen und Essen zu kochen, bieten kleine Holzöfen. Doch der Preis für Brennholz hat sich in der Slowakei mehr als verdoppelt. Wegen der in Europa befürchteten Energiekrise gingen mehr Menschen davon aus, dass sie mit Holz heizen müssten, und die Slowakei ist einer der Hauptlieferanten für Brennholz.
Die Roma konnten sich das Holz, das sie brauchten, schlichtweg nicht leisten. Die hohen Beschaffungskosten und die große Menge an benötigtem Holz waren jedoch nicht das einzige Problem. Auch die Entfernungen und die Lieferkosten machten Sorgen, denn das Dorf der Roma liegt drei Stunden Fahrt von der nächsten Holzhandlung entfernt.
Doch dann wurden zwei wahre Engel auf Erden Retter in der Not, erinnert sich Elder Kozak. Als er sich mit einem neuen Bekannten namens Joseph Molnar unterhielt, erwähnte er beiläufig, wie schwierig die Suche nach Brennholz war. Joseph nahm sich der Sache an und wandte sich an seinen Freund Jozef Karahuta, der mit Bauholz handelt. Daraufhin wurde ein Treffen der Kozaks mit Jozef bei seinem Bauholzhof vereinbart. Obwohl er Bauholz und kein Brennholz vertreibt, stimmte Jozef freundlicherweise zu, eine große Ladung Brennholz vorzubereiten - genug, um das Dorf der Roma für den Rest des Winters zu versorgen - und das zu einem guten Preis. Doch als ob das nicht schon reichte, sorgten die beiden auch noch dafür, dass es binnen drei Tagen geliefert wurde. „Diese beiden Männer waren buchstäblich Engel, die für Menschen in großer Not ein humanitäres Wunder vollbrachten", sagen die Kozaks.
Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hat gesagt: „Ich bezeuge Ihnen, dass es Engel gibt, sowohl im Himmel als auch auf der Erde. … Wenn wir von Wesen sprechen, die ein Werkzeug in der Hand Gottes sind, denken wir … daran, dass nicht alle Engel von der anderen Seite des Schleiers kommen. Manche von ihnen sehen und sprechen wir jeden Tag - hier und jetzt! Manche von ihnen wohnen nebenan."
Oder mit den Worten der Kozaks ausgedrückt: „Der Vater im Himmel segnet uns auch weiterhin mit den Mitteln, die wir brauchen, um unseren Missionsauftrag zu erfüllen, der darin besteht, den Kindern Gottes ein Segen zu sein. Und in einigen Fällen sind diese Mittel einige andere Kinder Gottes." Die Kozaks sind zwei der 50 Missionare der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die in Europa im Bereich Wohlfahrt und Eigenständigkeit tätig sind. Weltweit sind über 200 Missionare mit dieser Arbeit betraut. Jeder von ihnen kann aus Erfahrung sagen: Wenn wir der Mahnung Jesu Christi folgen, unseren Nächsten zu lieben und ihm zu dienen, gewährt Gott uns Wunder - und zuweilen sendet er Engel.
Am Samstag, dem 8. April, ist der internationale Tag der Roma. An diesem Tag werden die Kultur, die Geschichte und die Kunst sowie die Beiträge der Roma in vielen Nationen gefeiert. Zudem soll auf die vielen Probleme aufmerksam gemacht werden, die sie haben. Wie einige andere ethnische Minderheiten sind die Roma jahrhundertelang missachtet und benachteiligt worden. Um die 80 Prozent der Roma in Europa leben in bitterer Armut, und die Roma in der Nähe von Karolov Dvor sind da keine Ausnahme.
Die Roma, von denen es mehrere Millionen gibt, machen bis zu 12 Prozent (die genaue Anzahl ist unbekannt) der Gesamtbevölkerung Ungarns, Russlands, der Slowakei, Serbiens, Spaniens und Frankreichs aus. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nimmt sich aller Menschen an, ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, ihres Glaubensbekenntnisses, ihrer Kultur oder ihrer Nationalität. 2022 hat die Kirche in Europa 138 humanitäre Hilfsprojekte durchgeführt und damit über 351.000 Menschen geholfen.
Elder Kozak und seine Frau sind heute mit Joseph Molnar und seiner Frau Ludmila befreundet. Dabei war der Auslöser nichts weiter als eine schlichte, freundliche Begrüßung. Elder Kozak erzählt: „Das Wirken des Herrn ist oft geheimnisvoll. Joseph Molnar und seine Frau Ludmila sind gebürtige Slowaken, haben aber 10 Jahre lang in den USA gelebt. Ludmila fiel Sister Kozaks amerikanischer Akzent auf, als sie einander in einem Laden in unserem Wohnblock grüßten." Nachdem sie sich ein paar Minuten unterhalten hatten, stellten sie fest, dass beide Familien vor über 25 Jahren in Irvine in Kalifornien ganz in der Nähe voneinander gewohnt hatten. Beide Paare hatten einen Sohn, der zu der Zeit Hockey spielte. Als in Irvine eine neue Eislaufbahn eröffnet wurde, waren Elder Kozak und sein Sohn und Joseph und dessen Sohn bei der Eröffnungsfeier dabei und - wer weiß - vielleicht haben sie sogar nebeneinander gestanden.
25 Jahre später trafen sie sich schließlich in der Slowakei, 10.600 Kilometer von Irvine entfernt, und bescherten der Romasiedlung am Rande von Karolov Dvor „Engel auf Erden" und einen besseren Winter.