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In Ostdeutschland blüht und gedeiht die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

In Zwickau gibt es abseits allen Trubels eine stille Zuflucht, geschmückt mit lauter Pfingstrosen, Tulpen, Narzissen, Schwertlilien und Traubenhyazinthen. Ein mit roten Ziegelsteinen gepflasterter Weg schlängelt sich durch frisch gemähte Rasenflächen. Im Schatten der Bäume, entlang der passend zum Weg eingefassten Blumenrabatten, laden Bänke zum Verweilen ein.

Die Anlage ist jedoch nicht das Werk fachkundiger Landschaftsarchitekten – vielmehr lag alles Anpflanzen, Jäten und Beschneiden in den vier Händen von Siegfried und Erika Müller, die beide der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angehören. Bei dem Grundstück handelt es sich um das der Kirchengemeinde. Das Gemeindehaus und der Garten sind im Laufe der Zeit zu einem Ort geworden, wo Menschen aus der ganzen Stadt gern zusammenkommen.

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Erika Müller pflegt die Blumen am Gemeindehaus der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Zwickau. Im Hintergrund ihr Mann Siegfried.

"2002 fragte mich der Bischof, ob ich die Pflege des Gemeindegrundstücks in Zwickau übernehmen würde. Bis dahin hatte er sich selbst um alles gekümmert", berichtet Siegfried. "Meine Familie hatte in meiner Kindheit einen Garten, woran ich immer große Freude hatte."

Das Ehepaar Müller nahm den Auftrag gern an und kümmert sich seither um die Anlage, die das Gemeindehaus umgibt.

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Siegfried und Erika Müller legen eine Pause ein.

Siegfried und Erika lernten sich 1957 in Bernburg kennen und wurden ein Paar. Mit der Heirat 1958 begannen sie ihr gemeinsames Leben unter dem wachsamen Auge der DDR.

Hinter dem Eisernen Vorhang war den Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage eine Beteiligung am gesellschaftlichen Leben nur begrenzt möglich. Das Missionieren war verboten und religiöse Literatur durfte nicht verbreitet werden. Eine Zeit lang musste die Kirche jede Woche Berichte vorlegen, aus denen genau hervorging, welche Gottesdienste und Veranstaltungen geplant waren; die Genehmigung wurde dann mit einem amtlichen Stempel und Unterschrift erteilt.

Siegfried und Erika taten ihr Möglichstes. Mühevoll schrieben sie Leitfäden der Kirche ab, die dann Siegfried, der damals Distriktspräsident in der Mission war, an die Gemeindemissionsleiter überall in der DDR weitergab.

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Die Anlage am Gemeindehaus der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage lädt zum Verweilen ein.

Heute hat die wiedergewonnene religiöse Freiheit dazu beigetragen, dass die Kirche in Zwickau gewachsen und Teil des Gemeinwesens geworden ist. Jörg Müller, der Sohn von Siegfried und Erika, ist Bischof der Gemeinde Zwickau und damit verantwortlich für zahlreiche Veranstaltungen der Kirche, darunter auch einen beliebten Sportkurs, der im Obergeschoss des Gemeindehauses stattfindet.

"Unser Haus steht jedermann offen", sagt er. "Menschen aus allen möglichen Gesellschaftsschichten, Glaubensgemeinschaften und Kulturkreisen besuchen unseren Sportkurs. Leute aus der Umgebung kommen vorbei und spielen auf dem Rasen. Die Gemeinde bietet aber noch viel mehr – musikalische Betätigung, Aktivitäten der Frauenhilfsvereinigung, Konzerte von Bands, Supersamstage; und wir können häufig interessierte Besucher und Freunde der Kirche begrüßen."

Ob jung, ob alt, ob irgendwo dazwischen – im Gemeindehaus Zwickau wird jedem etwas geboten. Einige junge Erwachsene aus der Region, die der Kirche angehören, kommen jeden Donnerstag zum sogenannten Institut zusammen, einer Unterrichtsstunde, in der sie über ihren Glauben reden und ihn besser kennenlernen.

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Die Anlage am Gemeindehaus der Mormonen in Zwickau.

Zwischen den verschiedenen Veranstaltungen schauen Siegfried und Erika Müller mehrmals die Woche auf dem Grundstück nach dem Rechten.

"Das tun wir, weil wir den Herrn lieben", sagt Erika.

"Dieses Haus ist dem Herrn geweiht", ergänzt Siegfried. "Wenn er hierherkäme, wäre es mein Wunsch, dass er sich freut und sich hier wohlfühlt."

Wenn Siegfried alles erledigt hat, klopft er häufig noch bei seinem Sohn an die Tür.

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"Das tun wir, weil wir den Herrn lieben", sagt Erika Müller über ihren ehrenamtlichen Dienst.

"Wenn er aus der Kirche nach Hause kommt, klopft er an und sagt: 'Jetzt kann der Herr kommen'", erzählt Jörg. "Ich bin immer glücklich und zufrieden, wenn ich dieses Klopfen höre."

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