"Außergewöhnlich" war das Zusammentreffen von einer Broadway-Sängerin und -Schauspielerin, einem der beliebtesten britischen Schauspieler, vier Mitgliedern der Metropolitan Opera, dem Tabernakelchor, dem Orchester am Tempelplatz und dem Ensemble "Bells on Temple Square". So lautet jedenfalls das Urteil des britischen Schauspielers Martin Jarvis, der am Donnerstag, dem 17. Dezember 2015, im Konferenzzentrum in Salt Lake City beim jährlichen Weihnachtskonzert aufgetreten ist.
Bei einer Pressekonferenz am Freitag, dem 18. Dezember, an der neben den Hauptakteuren auch der Dirigent des Chors, Dr. Mack Wilberg, sowie dessen Präsident, Ron Jarrett, teilnahmen, sagte Jarvis, er habe Aufnahmen mit dem Chor gehört, als er noch in London wohnte, und ihn in jüngster Zeit auch im Fernsehen erlebt.
Er habe aber "nie gedacht", dass er "einmal die Gelegenheit haben werde, mit ihm aufzutreten". Er bezeichnete den Auftritt als eine "erhebende Feierstunde".
In der 90-minütigen Vorstellung mit Jarvis als Erzähler, der Broadway-Sängerin und -Schauspielerin Laura Osnes sowie den vier Künstlern von der Metropolitan Opera wurden aber nicht nur die traditionellen Weihnachtslieder gesungen. Es wurde auch die fesselnde Geschichte erzählt, was Georg Friedrich Händel bei der Komposition seines berühmtesten Werkes, des Messias, erlebte.
Auf die Frage, ob ihr Auftritt mit dem Chor im Weihnachtskonzert die Mühe wert gewesen sei, etliche Termine zu verschieben, meinte Laura Osnes, es habe ihr "überhaupt nichts ausgemacht".
Bei dem Konzert wurden Kostüme getragen, wie sie zu Lebzeiten Händels im 17./18. Jahrhundert üblich waren. Jerry Graves, ein ehemaliges Mitglied des Chors, trat als Händel auf.
Während der Chor, das Orchester und das Ensemble "Bells on Temple Square" auf der Bühne waren, zog eine Prozession von Schauspielern und Tänzern die Gänge im Konferenzzentrum hinunter.
Mit tänzerischen und schauspielerischen Mitteln wurden die vielen Schwierigkeiten dargestellt, die Händel beim Schreiben seines berühmten Oratoriums hatte. Dazu wurden Musikstücke von ihm gesungen.
Die Sopranistin Erin Morley, die aus Utah stammt, meinte: "Die geistige Komponente dieser Vorstellung war unübersehbar."
Besonders habe sie bewegt, wie sehr sie sich mit dem Publikum vereint und verbunden gefühlt habe, als alle beim Halleluja-Chor aufgestanden seien.
Martin Jarvis las auch den Bericht über die Geburt Jesu aus dem Lukas-Evangelium im Neuen Testament vor:
„Und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
[Und] der Engel … sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr."
"Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach:
Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade."
Morley, die der Kirche angehört, hat schon seit vielen Jahren Verbindungen zum Tabernakelchor und zu dem Orchester am Tempelplatz. Ihre Mutter ist Geigerin im Orchester und ihr Vater singt im Chor.
Richard Elliott, der Organist des Tabernakels, riss das Publikum wieder einmal zu Begeisterungsstürmen hin, als er seine Hände über die fünf Manuale und die Füße über die Pedalerie der Orgel gleiten ließ. Nach der Vorführung des Stücks "Des Königs Lied erkling (freu dich, o Welt)" sprangen alle von den Sitzen und es gab stehende Ovationen.
Osnes war glücklich, dass so viele Menschen das Programm und seine Botschaft genießen konnten. "Das spricht wohl jeden an – es spricht das Geistige an, das in jedem von uns steckt."
Ben Bliss ist Tenor an der Metropolitan Opera. Er hat eine Menge zu tun, ist auf der ganzen Welt zu Auftritten unterwegs und hat darum die Zeit mit dem Chor sehr genossen. Das Konzert habe ihm die Gelegenheit verschafft, sagt er, bei Millionen Familien am Weihnachtsfest teilzunehmen.
Dr. Wilberg meinte, die meisten Künstler, die zum ersten Mal das Konferenzzentrum betreten, seien von dessen Größe schier überwältigt. Aber das ändere sich, wenn der Auftritt in diesem Saal mit seinen 21.000 Sitzplätzen erst einmal vorüber sei. Dann fühlten sie sich mit dem Publikum innig verbunden.
Das Weihnachtskonzert fand auch am Freitag und am Samstag, dem 18. und dem 19. Dezember, um 20 Uhr Ortszeit noch einmal statt. Am Sonntagmorgen um 9:30 Uhr wurde eine Auswahl aus dem Konzert in das halbstündige Programm der Sendung Music and the Spoken Word aufgenommen.
Später dann wird die Vorführung auch im Fernsehen ausgestrahlt und auf CD und DVD aufgenommen.