In seiner Rede am Dienstag, den 14. Dezember 2021, an der Sapienza-Universität in Rom sagte Präsident Dallin H. Oaks von der Ersten Präsidentschaft der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, dass die Religionsfreiheit in aller Welt ein kostbares allgemeines Gut sei, das es zu schützen gilt.
Der Erste Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft stellte fest, dass die Kirche Jesu Christi ein wiederhergestellter Glaube sei (weder protestantisch noch katholisch), und erklärte: „Die Wiederherstellung der christlichen Lehre in ihrer Fülle lehrt uns, dass Gott seine Kinder schuf und diese auf die Erde setzte, damit sie geistig wachsen, indem sie sich gemäß seinen Geboten zwischen Gut und Böse entscheiden. Die Entscheidungsfreiheit ist daher wesentlich in Gottes Plan.“
Präsident Oaks zitierte aus dem Werk von Cole Durham, Professor an der Brigham Young University, sowie zwei weitere Apostel und nannte viele der Hauptvorteile der Religionsfreiheit.
Er erklärte, der Schutz der Religionsfreiheit „geht nicht nur mit dem Schutz anderer wesentlicher Rechte einher, sondern auch mit anderen gesellschaftlichen Vorteilen wie Wirtschaftsfreiheit, einem höheren Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, einem besseren Einkommen für Frauen, der Gleichberechtigung der Geschlechter, einer höheren Alphabetisierung, besserer Gesundheit und Bildung und der demokratischen Konsolidierung“.
Andere Vorteile, die der Religionsfreiheit entstammen, seien Pluralismus, Friede und eine ordnungsgemäße Trennung von Kirche und Staat. Präsident Oaks führte ein Zitat aus einer Rede von Elder D. Todd Christofferson vom Oktober 2021 an: „Die Geschichte der Religionsfreiheit zeigt, dass Respekt zu Respekt führt. Regierungen, die die Religionsfreiheit schützen, haben weniger soziale Konflikte und einen stärkeren sozialen Zusammenhalt.“
Präsident Oaks sprach auch ausführlich über einen weiteren Vorteil: die karitative Arbeit, die von Gläubigen getan werde. Er zitierte aus Elder Quentin L. Cooks Ansprache im Juni 2021 an der Universität Notre Dame: „Religiöse Verantwortlichkeit kommt der Gesellschaft zugute“, weil „Religion Gläubige dazu inspiriert, eine Menge Gutes für andere zu tun“. Präsident Oaks nannte mehrere Beispiele aus der Welt der Heiligen der Letzten Tage im Jahr 2021:
- Mitglieder der Kirche Jesu Christi haben weltweit etwa 6 Millionen Dienststunden bei humanitären Projekten und bei Wohlfahrtsprojekten geleistet, die von der Kirche organisiert wurden (nicht eingeschlossen, was Mitglieder in Eigenregie tun).
- Die JustServe-Website hilft mehr als 655.000 Ehrenamtlichen, sich zusammenzutun und im Gemeinwesen etwas zu bewirken.
- Die Kirche arbeitet mit der katholischen Kirche und anderen in Italien zusammen und unterstützt Flüchtlinge mit Lebensmitteln, Unterkünften, ärztlicher Versorgung und sonstiger Aus- und Weiterbildung.
- Heilige der letzten Tage arbeiten mit muslimischen, jüdischen und christlichen Organisationen im Mittelmeerraum zusammen, um Probleme wie Konflikte, Hunger, Krankheit und Vertreibung anzugehen.
- Die Kirche wirkt mit der Regierung Indiens zusammen, um mehr Zugang zu Sehhilfen, Neugeborenenversorgung sowie Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen. Ferner spendete die Kirche 4 Millionen US-Dollar für Sauerstoffkonzentratoren, Beatmungsgeräte und andere medizinische Geräte.
- Die Kirche ist zusätzlich an mehr als 575 Corona-Projekten in 74 Ländern beteiligt.
Wie auch bei seiner Botschaft an der University of Virginia im November sagte Präsident Oaks, der christliche Grundwert des friedlichen Zusammenlebens – was die Kirche „Gleichheit für alle“ nennt – sei maßgeblich für die Entfaltung der Religionsfreiheit.
„In einer pluralistischen Gesellschaft zu leben, bedeutet, dass wir manch ein Gesetz akzeptieren müssen, das uns nicht gefällt, und lernen müssen, mit Menschen friedlich zusammenzuleben, deren Wertvorstellungen sich von unseren eigenen unterscheiden“, sagte er. „Wir sollten weder erwarten noch anstreben, dass unsere Position die vorherrschende ist, sondern in gegenseitiger Achtung nach Gerechtigkeit für alle trachten. Das erfordert freilich, dass wir versuchen, die Erfahrungen und Anliegen anderer zu verstehen.“
Präsident Oaks sagte, dass zwar ein Gesetzesentwurf zum Thema Gerechtigkeit für alle im US-Kongress momentan kaum vorankomme, dass aber „die Wichtigkeit der involvierten Werte die Abstimmungsbemühungen wert macht“. Der Aufbau „tragfähiger Beziehungen zwischen Regierungen und denjenigen, die Glaubens- bzw. Religionsfreiheit anstreben“ sei ein „Thema, bei dem wir viel voneinander lernen müssen“, sagte er.
Präsident Oaks führte Daten an, die belegen, dass heutzutage organisierte Religion und Religionsfreiheit kaum wertgeschätzt werden. Warum ist das so? Vielleicht, so Oaks, weil wir die grundsätzlichste aller Lehren Christi, nämlich Gott und unseren Nächsten zu lieben, verloren hätten.
„Mit der Liebe und dem gegenseitigen Respekt, die uns die göttlichen Gebote auferlegen, müssen wir Wege finden, um voneinander zu lernen und die gemeinsamen Einsichten zu stärken, die uns in einer stabilen, pluralistischen Gesellschaft zusammenhalten“, sagte er. „So verhindert man, dass erhebliche Meinungsverschiedenheiten zu wichtigen Werten die zivilgesellschaftliche Eintracht stören.“
Präsident Oaks sagte, der Weg nach vorn sei überkonfessionelle und interreligiöse Solidarität. Elder Cook zitierend sagte er, Katholiken, Evangelikale, Juden, Muslime, Heilige der Letzten Tage und andere Glaubensgemeinschaften „müssen Teil eines interreligiösen Zusammenschlusses sein, der die Religionsfreiheit überall auf der Welt unterstützt, schützt und verbreitet“.
„Als einer, der berufen ist, für Jesus Christus Zeugnis zu geben und den Frieden und die Liebe, die er lehrte, zu fördern“, so Präsident Oaks abschließend, „bezeuge ich von der Macht dieser Ideen und erbitte den Segen Gottes auf alle herab, die sich darum bemühen, es zu fördern.“