Einblicke

Kircheneigene Ranch im mittleren Florida zeichnet sich durch ausgewogenes Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Naturschutz aus

Schon lange bevor in Florida der internationale Flughafen von Orlando, die sogenannte Space Coast (das Gebiet um das Kennedy Space Center) und Disney World auf der Landkarte erschienen, gab es dort einen landwirtschaftlichen Großbetrieb mit Ackerbau und Viehzucht, in dem man sich für den Schutz des Ökosystems einsetzte.

Deseret Cattle and Citrus, ein Betrieb, der der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gehört, kann auf eine 65 Jahre währende Erfolgsgeschichte verweisen. Das profitable Unternehmen erstreckt sich über ein Gebiet von knapp 120.000 Hektar in drei Bezirken zwischen Orlando und Melbourne.

Schon früh sahen sich die Betreiber der Deseret Ranch als Hüter des Landes und seiner natürlichen Ressourcen und nicht bloß als Viehzüchter und Anbauer von Zitrusfrüchten. Eine "ressourcengerechte" Bewirtschaftung gehört seit Jahrzehnten zu den Leitgedanken des Betriebs. Geschäftsführer Erik Jacobsen drückt es so aus: "Wir arbeiten hier in einem natürlichen System. Und weil wir uns in einem natürlichen System bewegen, zwingt uns Mutter Natur gewissermaßen, ökologisch nachhaltig vorzugehen."

Der nachhaltige Umgang mit Ressourcen ist einer der Erfolgsfaktoren der Deseret Ranch. Ihre Umweltethik basiert auf dem Schutz von wilden Tieren, Feuchtgebieten und Wasservorkommen nach festen Grundsätzen. Es ist ein Markenzeichen der Ranch, dass man bei allem ein harmonisches Verhältnis zu den Gegebenheiten des Landes und den natürlichen Systemen sucht, sei es bei der Rinderzucht, dem Anbau von Zitrusfrüchten oder dem Schutz von Wild, Truthühnern, Wachteln, Alligatoren, Zypressen und des Lebensraums der Schreitvögel.

Kurze Dokumentation über die Deseret Ranch (auf Englisch).

David Wright, Leiter des Bereichs Landnutzung und amtliche Angelegenheiten bei Deseret, erklärt: "Wir wollen der Umwelt auf keinen Fall schaden. Das bedeutet manchmal auch, dass wir uns noch engere Grenzen stecken, als durch Bestimmungen und Gesetze vorgegeben ist."

Auf der Ranch leben mehr als 350 Arten von wilden Tieren, darunter fast 250 Vogelarten. Der Kanadakranich und auch der bedrohte Waldstorch sind in dem Gebiet weit verbreitet. Man findet aber auch Weißwedelhirsche, Mississippi-Alligatoren, Florida-Truthühner, Wildschweine, Forellenbarsche und nistende Weißkopfseeadler.

Bestimmungszweck

Deseret Cattle and Citrus gehört als steuerpflichtiger Gewerbebetrieb zu den Farmen, die von der Kirche als Geldanlage unterhalten werden. Im Gegensatz zu den Wohlfahrtsfarmen der Kirche, in denen zur Unterstützung der Armen und Bedürftigen Lebensmittel und Konsumgüter für die Vorratshäuser des Bischofs hergestellt werden, wird mit jeder Farm oder Ranch, die als Geldanlage dient, die Mission der Kirche gefördert - getreu dem Grundsatz, dass man Geld für Notzeiten zurücklegen soll. Die Führer der Kirche verwalten deren finanzielle Mittel nämlich nach den gleichen vernünftigen wirtschaftlichen Grundsätzen, zu denen sie auch andere anhalten: Schulden vermeiden, nicht über seine Verhältnisse leben und für Notzeiten sparen.

Gordon B. Hinckley (1910-2008), ehemaliger Präsident der Kirche, hat erklärt, warum diese einen Teil ihrer Ersparnisse in landwirtschaftliche Betriebe investiert:

"Eine vorausschauende Führung erfordert, dass man dieses Geld [die Rücklagen der Kirche] arbeiten lässt. Dazu haben wir einige gute, ertragreiche Farmen gekauft, die wir nun unterhalten. Sie werden fachgerecht betrieben und bringen beständig angemessene Erträge. Wir hatten den Eindruck, dass eine gute Farm langfristig eine sichere Investition darstellt, bei der das Vermögen der Kirche erhalten bleibt und noch vermehrt werden kann. Gleichzeitig bietet ein landwirtschaftlicher Betrieb die Gewähr, dass man die Menschen mit Nahrungsmitteln versorgen kann, falls einmal schlechte Zeiten kommen."

Rinderzucht und Anbau von Zitrusfrüchten

"Unser Hauptgeschäft ist die Rinderzucht", erklärt Jacobsen, der in den achtziger Jahren als Cowboy auf der Ranch angefangen hat. Die Herde umfasst ständig etwa 45.000 Mastrinder. Es wurden auch schon eigene Rassen gezüchtet, die an das subtropische Klima in Florida angepasst sind.

"Die Temperaturen und die Feuchtigkeit sind für die Rinder manchmal schwer auszuhalten", berichtet der Betriebsleiter der Ranch, David Genho. "Wir haben deshalb Rassen gezüchtet, die die guten Eigenschaften der Rassen Angus, Brahman, Simmentaler, Red Poll und South Devon in sich vereinen."

Deseret bewirtschaftet außerdem gut 650 Hektar Obstplantagen mit etwa 200.000 Zitrusbäumen. Die meisten Obstbäume tragen Saftorangen, hauptsächlich von der Sorte Valencia. Sie werden an große Saftfabriken in Florida verkauft. Für den Marktverkauf werden weitere Sorten angebaut, darunter Navelorangen, Sunburst-Tangerinen und Orlando-Tangelos.

Die Ranch beschäftigt Cowboys, Viehzüchter, Plantagenarbeiter, Traktorfahrer, Arbeiter an Schwermaschinen und Mechaniker, außerdem verschiedene Bereichsleiter und Buchhalter. Wegen der Größe der Ranch kommen bei Bedarf Spezialisten hinzu, wie zum Beispiel ein Verantwortlicher für natürliche Ressourcen oder ein in Vollzeit angestellter Wildbiologe. Die Zusammenarbeit zwischen den Umweltfachleuten und den Viehzüchtern und Obstbauern verläuft reibungslos.

"Wir wollen im landwirtschaftlichen Bereich ebenso Weltklasse sein wie im verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt", sagt Jacobsen. "Wir haben es geschafft, die Ranch so zu betreiben, dass sich beides gut ergänzt. Sie ist so angelegt, dass Weideland, Feuchtgebiete und bewaldete Gebiete einander abwechseln, sodass Lebensraum für Wildtiere ebenso vorhanden ist wie Weideland für das Vieh."

Gewässerschutz

Auf der Ranch wurde eine Reihe von Regenrückhaltebecken angelegt, in denen das Wasser aufgefangen und auf natürliche Weise gereinigt wird, bevor es in den St. Johns River fließt. Diese flachen Gewässer wirken wie ein natürliches Feuchtgebiet. Sie gewährleisten, dass nur Wasser von hoher Güte die Ranch verlässt.

Das Jug Island Reservoir, ein 200 Hektar großes Regenwasserbecken, bietet Schreitvögeln einen Lebensraum. Es wurde vom Landwirtschaftskommissar von Florida mit dem Umweltpreis für Wasserqualität ausgezeichnet. Im Moment holt das Management der Ranch gerade die Genehmigung für ein weiteres Regenwasserbecken von 120 Hektar Größe ein. "Wir haben mit Jug Island und den anderen Maßnahmen zur Wasserrückhaltung Anfang der neunziger Jahre auf eigene Faust begonnen", erzählt Jacobsen. "Vorgeschrieben war das nicht, und es wurde auch vollständig von der Ranch privat finanziert."

In den Orangenplantagen hat Deseret verschiedene Maßnahmen für eine wirksamere Bewässerung und weniger Düngemittelverbrauch umgesetzt. Kanäle fangen das Regenwasser auf, und es wurden hocheffiziente Bewässerungsanlagen installiert. In manchen Weidegebieten der Ranch gibt es artesische Brunnen, aus denen auf natürlichem Wege Wasser austritt, das dann zur Bewässerung verwendet wird.

Der Großteil des Wassers für die Bewässerung wird einem Kanal entnommen, der mit dem Taylor Creek Reservoir verbunden ist, einem größeren Oberflächengewässer. Eine Kreisberegnungsanlage wird auf etwa 450 Hektar des Landes verwendet. Dabei stellen Feuchtigkeitssensoren im Ackerboden sicher, dass die Feldfrüchte nur mit dem erforderlichen Minimum an Wasser versorgt werden. Das warme Klima in Florida ermöglicht einzigartige Anbauzeiten. Bestimmte Feldfrüchte, wie die Kartoffeln, aus denen Kartoffelchips hergestellt werden, können zu Zeiten angebaut und geerntet werden, in denen das in kälteren Regionen der USA nicht möglich ist.

Natürliche Ressourcen

Zu den Baumarten auf der Ranch zählen Kiefer, Zypresse, Palme und Hartholzgewächse. Deseret setzt auf natürliche Regeneration, das bedeutet: Bäume wachsen nur aus den selbst abgeworfenen Samen nach. Daher kann es Jahrzehnte dauern, bevor abgeholzt werden kann. Palmen wachsen auf der Ranch besonders gut, wie Justin Feild, Verantwortlicher für die natürlichen Ressourcen, beobachtet hat: "Palmen wachsen in Florida schnell nach, deswegen fällen wir manchmal welche und verkaufen sie an Landschaftsgärtner."

Außerdem führt ein Team von Fachleuten für Wildtiere eine umfangreiche Bestandsaufnahme durch, sagt Field. Im Laufe der Zeit werden auf diese Weise über alle Arten, die auf der Ranch leben, Daten gesammelt. "Die Bestandsaufnahmen aus den letzten Jahren zeigen, dass die Wildtierbestände auf der Ranch steigen."

Auf der Ranch wurde auch eine der größten Waldstorchkolonien Floridas angelegt, wo sich die bedrohte Vogelart vermehren kann. "Die Nistplätze befinden sich auf langen, schmalen Inseln. In den umliegenden Wassergräben schwimmen Alligatoren, die die Nester vor allen Arten von Räubern schützen", erklärt Jacobsen.

Vorausschauende Planung

Bei Deseret fühlt man sich verpflichtet, mit den anvertrauten Gütern sorgsam umzugehen. Dazu gehört auch, dass man weit in die Zukunft blickt und den Fortschritt in einer der ergiebigsten Wachstumsregionen der USA plant. Vorhersagen zufolge werden 2080 über 10 Millionen Menschen im mittleren Teil Floridas leben. Für das Management der Ranch ist es deshalb wichtig, jetzt schon die Weichen für die Zukunft zu stellen. Ein Blick auf die nächsten Jahrzehnte macht klar, dass man sich mit den Kommunalverwaltungen und den umliegenden Gemeinden über Wasserversorgung, Transportwesen, Bildung, Umweltschutz und anderes beraten muss.

Im südöstlich gelegenen Orlando und entlang der Space Coast entstehen immer mehr Arbeitsplätze. Deseret Cattle and Citrus liegt somit in einer Gegend, die auf Wachstumskurs ist. Dieses Wachstum und die zunehmende Zahl an Arbeitsplätzen in der Region werden zwangsläufig Auswirkungen auf die Ranch haben. Das Management wünscht sich, dass die Ranch dann, wenn das Wachstum sie erreicht, von lebendigen Gemeinden umgeben ist, in denen auf die Umwelt und die Verbesserung der Lebensqualität geachtet wird.

2013 bat Rick Scott, der Gouverneur von Florida, die Ranch um ihre Mitwirkung an einer Planungsgruppe, die im mittleren Florida den Ausbau der Verkehrswege prüft. Zur selben Zeit schlug Gouverneur Scott ebenfalls vor, zusammen mit dem Bezirk Osceola ein vorausschauendes Konzept für das bisher ungenutzte Land der Ranch auf dem Bezirksgebiet auszuarbeiten. Die Bezirksbeamten und das Management der Ranch erstellten daraufhin für die knapp 54.000 Hektar des Betriebsgeländes, die unter dem Namen North Ranch bekannt sind, ein langfristiges Gesamtkonzept, wobei sich ihre jahrzehntelange gute Zusammenarbeit positiv auswirkte. In Florida wird eine solche vorausschauende Planung gesetzlich gefördert. Das Verfahren nennt sich "Sektorplanung". Dank der Informationen der Verkehrsplanungsgruppe konnte der Sektorplan für die North Ranch Ende letzten Jahres fertiggestellt und verabschiedet werden.

"Dieser Plan gibt uns einen Rahmen vor, wie unser Land das enorme Wachstum, das für unsere Region in den nächsten Jahrzehnten vorhergesagt wurde, verkraften kann", so Jacobsen. "Wir möchten das bewahren, was uns allen hier in der Mitte von Florida so gut gefällt. Wir wünschen uns deshalb lebendige Gemeinden, die umweltbewusst und menschenfreundlich sind, aber auch der landwirtschaftlichen Nutzung langfristig Raum lassen."

Eine dauerhafte Verpflichtung

Dem Management und allen Mitarbeitern ist klar, dass Deseret Cattle and Citrus eine strahlende Zukunft hat, solange dort wirklich Landwirtschaft betrieben wird. Da ihr Lebensunterhalt davon abhängt, dass die von ihnen bewirtschafteten natürlichen Systeme intakt sind, liegt ihnen viel am Erhalt dieses Landes. Wenn anbauen, hegen und ernten das Leben ausmachen, weiß man, wie wichtig es ist, dass man mit den vorhandenen Ressourcen Tag für Tag schonend umgeht.

Erik Jacobsen spricht für jeden auf der Ranch, wenn er sagt: "Wer uns hier draußen besucht, staunt im Allgemeinen, wie schön die Ranch, all die wilden Tiere und die ausgedehnte Landschaft sind. Viele sind überrascht, dass in Florida Rinder gezüchtet werden. Bei der Planung für die Ranch haben wir uns daher stets bemüht, unserer Verantwortung für die Umwelt gerecht zu werden."

Die Deseret Ranch kann montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr besichtigt werden. Um einen Besichtigungstermin zu vereinbaren, werden Besucher allerdings gebeten, sich vorher telefonisch oder per E-Mail anzumelden.

Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.