Manches moderne Gotteshaus steht so bescheiden und schnörkellos in der Nachbarschaft, dass man glatt daran vorbeilaufen könnte, ohne es gleich als solches zu erkennen.
Das Gemeindehaus der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Stadthagen sei äußerlich "kaum von einer Müllverbrennungsanlage zu unterscheiden", meint der Schriftsteller Gerhard Henschel überspitzt in seinem im Frühjahr bei Edition Temmen erschienenen Wandertagebuch "Laubengänge".
Eher zufällig kommt er an dem schlichten Backsteinbau mit dem grauen Turm vorbei, eigentlich ist er auf den Spuren von Wilhelm Busch. Der Fotograf Gerhard Kromschröder begleitet ihn durchs Weserbergland bis zum Harz.
Wie eine moderne Kirche auszusehen hat, wie ein Funktionsbau oder lieber wie eine in Beton gegossene religiöse Fantasie, dazu scheiden sich die Geister. In früheren Jahrhunderten habe "man für die Schönheit der Sakralbauten mehr Mühe aufgewandt", meint Henschel. Man muss ihm nicht unbedingt widersprechen. Und wer weiß, vielleicht kennt er ja sehr schmucke Müllverbrennungsanlagen, die einen Vergleich mit dem Gotteshaus an der Jahnstraße nicht zu scheuen brauchen.
Wie die Gemeindehäuser der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage andernorts ist die Kirche in Stadthagen vor allem eines - zweckdienlich.
Hier feiern Gläubige sonntags Gottesdienst, Jugendliche treffen sich zum Sport oder machen Musik, Freiwillige schnüren Pakete mit Sachspenden für Bedürftige. Weder außen noch innen drängt sich das Haus durch auffällige Architektur oder symbolträchtige Einrichtung auf.
Wer hier herkommt, erzählt tags darauf eher davon, was er hier erlebt und empfunden hat, als vom Gebäude. Der örtlichen Gemeinde ist das ganz recht so.
Weitere Informationen unter: "Was man vorfindet, wenn man ein Gemeindehaus der Mormonen betritt"