Die neue 35-seitige Broschüre „Muslime und Heilige der Letzten Tage: Glaubensansichten, Werte und Lebensweisen“ ist auf ChurchofJesusChrist.org in sieben Sprachen verfügbar: Arabisch, Englisch, Farsi, Französisch, Spanisch, Türkisch und Deutsch. Eine russische Übersetzung folgt später. Man findet die Broschüre in diesen Sprachen auch in der App Archiv Kirchenliteratur. Dazu ruft man darin den Bereich „Bücher und Lernmaterial“ auf und öffnet dann die Rubrik „Interreligiöse Verständigung“.
Die Broschüre wurde im Oktober 2021 von Elder David A. Bednar und Elder Gerrit W. Gong vom Kollegium der Zwölf Apostel bei einer Konferenz zum Thema Islam an der Brigham-Young-Universität erstmals erwähnt. In der Broschüre werden Muslime (Anhänger des Islam) und Heilige der Letzten Tage (Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage) einander vorgestellt. Sie ist die Frucht jahrelanger Arbeit, darunter Zusammenarbeit mit muslimischen Imamen.
„Als wir zusammen mit muslimischen Kollegen diese Arbeit in Angriff nahmen, bemerkten wir, wie viel die beiden Glaubensgemeinschaften gemeinsam haben“, so Elder Bednar in dem 30-minütigen Video zur Broschüre. „Zum Beispiel: Bei den Heiligen der Letzten Tage wie auch bei den Muslimen gehören zu den wichtigsten Glaubensinhalten der Glaube an Gott, Propheten, heilige Schriften und heilige Stätten. Wir haben gemeinsame Werte wie die Bedeutung der Familie, Keuschheit und die Hilfe für die Notleidenden. Bei beiden Gemeinschaften von Gläubigen gehören zur Lebensweise das Beten, das Fasten und der Schutz der körperlichen Gesundheit. Die Glaubensansichten, Werte und Bräuche, die die beiden Glaubensgemeinschaften gemeinsam haben, reichen über alle politischen, ethnischen oder kulturellen Grenzen hinaus.“
Ohne dabei Unterschiede zwischen den beiden Religionen unerwähnt zu lassen, werden in einigen Abschnitten der Broschüre einige gemeinsame Glaubensansichten veranschaulicht. Zum Beispiel:
- Gott ist allwissend und allmächtig. Dem Glauben muss in Gedanken, Wort und Tat Ausdruck verliehen werden.
- Propheten sind unerlässlich, um Führung von Gott zu geben.
- Jesus Christus spielt für beide Gruppen eine wichtige –wenn auch unterschiedliche – Rolle.
- Offenbarung von Gott, gegeben durch Boten als heilige Schriften, ist die Grundlage dafür, Gottes Willen zu erfahren, Gebote zu halten und sich treu an der Gottesverehrung zu beteiligen.
- Die Menschen müssen durch tägliches Gebet mit Gott kommunizieren.
- Gott erfreut sich an Reinheit und Keuschheit.
- Frauen spielen in der Gesellschaft und in der Familie eine wesentliche Rolle.
- Die Familie ist die Grundeinheit der Gesellschaft und eine wesentliche Quelle der Freude.
In dem Video lehnt Elder Bednar abfällige Bemerkungen und verallgemeinernde Aussagen ab, die einige Heilige der Letzten Tage über Anhänger des Islam gemacht haben.
„Wir sind betrübt und fühlen uns falsch dargestellt, wenn es in den Nachrichten heißt, bei jemandem, der ein schweres Verbrechen begangen habe, handele es sich um einen Heiligen der Letzten Tage; oder wenn unsere Kirche mit abgespaltenen Gruppen verwechselt wird, deren Verhalten im Widerspruch zu dem unsrigen steht“, erklärt Elder Bednar. „Auf ähnliche Weise ist die Behauptung, alle Muslime hier in den USA oder anderswo auf der Welt stünden mit schweren Verbrechen in Verbindung, ebenso falsch und beleidigend für Muslime. Muslime distanzieren sich von einem solchen Verhalten, so wie auch Heilige der Letzten Tage es tun. In jeder größeren Religion gibt es Extremisten, die die Lehren ihrer eigenen Religion falsch auslegen oder im Namen der Religion nach Unrechtem trachten.“
Außerdem heben die Apostel in dem Video hervor, wie sehr sich die Kirche bemüht, zusammen mit Muslimen die Religionsfreiheit für jedermann zu verteidigen.
„Wenn wir mit muslimischen Führern in aller Welt zusammenkommen, sprechen wir über die Verteidigung der Religionsfreiheit“, so Elder Gong. „Gläubige Menschen müssen gemeinsam für Toleranz und die Würde der Menschen jeden Glaubens eintreten.“
Elder Bednar weist darauf hin, dass die Kirche „entschiedene Ansichten zur Glaubensfreiheit [hat] – nicht zu unserer eigenen, sondern auch zu der aller. Wie einige Muslime in den USA oder anderswo auf der Welt haben auch Mitglieder unserer Kirche schon zu spüren bekommen, wie sich Verfolgung und sogenanntes Racial Profiling auswirken, und gemeinsam mit guten Menschen überall verurteilen wir solches Verhalten.“