Pressemitteilung

Gedenkfeier für Helmuth Hübener in Berlin: dem moralischen Kompass gefolgt

Jüngstes Opfer des Volksgerichtshofes vor 80 Jahren durch das Fallbeil hingerichtet

„Tu, was ist recht! Lass dich Folgen nicht sorgen, kämpfe für Wahrheit und Tugend und Recht!“ Die Melodie zu diesen für Gläubige der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage vertrauten Liedzeilen erklang am Donnerstag, den 27. Oktober 2022, in der Gedenkstätte Plötzensee in Berlin auf der Trompete. Anlass war eine Gedenkfeier genau 80 Jahre nach der Hinrichtung Helmuth Hübeners.

Helmuth Hübener war erst 17 Jahre alt, als er im damaligen Strafgefängnis an selber Stelle durch das Fallbeil starb. Unter denjenigen, die Widerstand gegen den Nationalsozialismus leisteten und dafür vom sogenannten Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden, war niemand jünger.

Die meisten Heiligen der Letzten Tage waren bemüht, sich während der nationalsozialistischen Diktatur von Politik fernzuhalten. Einige erlagen der Faszination staatlicher Propaganda. Der Hamburger Teenager Helmuth Hübener hielt dagegen.

„Sein starker moralischer Kompass führte nicht nur dazu, Wahrheiten zu erkennen, sondern auch und ganz besonders dazu, den Mut und die Kraft aufzubringen, diesem moralischen Kompass gemäß zu handeln, in aller Konsequenz , selbst wenn das den Tod bedeuten würde“, erklärte Gebietssiebziger Markus Zarse in seiner Gedenkrede. Zusammen mit Schwester Sibylle Fingerle vertrat er bei der Zusammenkunft die Führung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage auf europäischer Ebene.

„Die Geschichte des Helmuth Hübener ist für mich ein starkes Zeugnis dafür, dass man seinem eigenen Gewissen folgen muss“, äußerte sich Schwester Fingerle, Gebietsberaterin der Organisationen. „Helmuths Beispiel ist gerade für junge Menschen heute – und die sich im Herzen noch so fühlen – brandaktuell, um sich in einer unsicheren Welt voller Widersprüche und lauter Stimmen behaupten und zurechtfinden zu können.“

Die Gedenkfeier ausgerichtet hatte die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, zu der sich Helmuth Hübener bekannte. Unter den Teilnehmenden waren Verantwortliche aus Politik, Diplomatie und Kirche.

Zwei junge Gläubige im Alter von Helmuth zum Zeitpunkt seines Lebensendes beteiligten sich an der Gestaltung. Theresia Gruse verlas eine kurze Lebensgeschichte Helmuth Hübeners. Linus Raband trug den Text eines Abschiedsbriefes vor, den der junge Helmuth vor seiner Hinrichtung an eine befreundete Familie aus seiner Kirchengemeinde geschrieben hatte. „Ich weiß, daß Gott lebt, und er wird der gerechte Richter über diese Sache sein! Auf ein frohes Wiedersehen in der besseren Welt!“, hieß es in dem Brief.

Helge Beer sorgte auf der Trompete für die musikalische Umrahmung.

80 Jahre nach seinem Tod würdigten Medien und gesellschaftliche Einrichtungen seinen Mut und seinen Einsatz.

„Mit großer Hellsichtigkeit erkannte er die Perfidie der NS-Diktatur und durchschaute die Lüge vom sogenannten Endsieg“, beobachtete Bernd Ulrich in einem Beitrag auf Deutschlandfunk.

„Dass er für seine Sache sterben würde, ist Helmuth Hübener offenbar schon früh bewusst gewesen. Schließlich stufen die Nazis das Abhören von Feindsendern als Verbrechen ein, das mit Zuchthaus oder dem Tod bestraft wird. Trotzdem hat er bis zum Schluss die Hoffnung, dass sich eines Tages alles zum Guten wenden würde“, bemerkte Jochen Lambernd für den NDR.

„Aus meiner Sicht wird die eigene geistige Leistung Hübeners zu wenig anerkannt, vor allem aber sein Einsatz und sein Mut“, erläuterte der Journalist Ulrich Sander in einem Interview mit der Redaktion der deutschen Presseseite der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. „Für Helmuth und seine Freunde war klar: Man kann nicht für Wahrheit und Gerechtigkeit eintreten und gleichzeitig die Obrigkeit machen lassen, was sie will“, so Sander.

„Mut, Würde und Liebe. Diese Eigenschaften erregten Widerspruch in einer Zeit der Unterdrückung und Entmenschlichung“, gab Dr. Ralf Grünke in einem Hamburger Bürger- und Ausbildungskanal TIDE.radio gesendeten Wortbeitrag in Gedenken an Helmuth Hübener zu bedenken. „Diese Eigenschaften stehen uns allen gut zu Gesicht in einer Zeit, in der unsere Gesellschaft droht, auseinander zu driften, und in der der Hass gegen Einzelne und Gruppen wieder aus den Hinterzimmern auf die Straße gelangt.“

„Es gab eine Sache, die er mit 17 hatte, die die meisten von uns unser ganzes Leben lang nie haben. Er sah den Unterschied zwischen Gut und Böse“, so der in Berlin lebende amerikanische Schriftsteller Eric T. Hansen in einem Video auf Facebook, in dem er zur Teilnahme an der Gedenkfeier in Berlin aufrief.

Bereits am Vorabend fand in Hamburg eine Gedenkfeier der Sozialbehörde Hamburg in Kooperation mit der Stadtteilschule Helmuth Hübener statt, an der auch Abgesandte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage teilnahmen.

In einem historischen Aufsatz geht die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage auf Helmuth Hübeners Schicksal ein. Band 3 der historischen Reihe „Heilige“ mit dem Titel „Unerschrocken, erhaben und unbeirrbar“ findet auch Helmuth Hübeners Geschichte Erwähnung.

Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.