"Die Kirche bietet jedem, der möchte, die Gelegenheit, Gutes zu tun", sagt er mit einem Lächeln auf den Lippen, während er hinter der Rezeption im Verwaltungsgebäude in Frankfurt am Main sitzt. Der 21-jährige russischstämmige Elder Artur Amojan ist zwölf Monate lang als Missionar für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage tätig.
Mit weißem Hemd und Krawatte sowie einem schwarzen Namensschild strahlt er dieselbe Begeisterung aus wie jeder andere Missionar der Kirche auch. Und wie alle männlichen Missionare wird er mit dem Titel "Elder" angesprochen.
Elder Artur Amojan an der Rezeption der Verwaltung des Gebiets Europa der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Frankfurt am Main.
Als er zwei Jahre alt war, schloss sich Elder Amojans Mutter der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in St. Petersburg an. Er wuchs in Thüringen auf und wollte schon immer eine Mission erfüllen.
Als es Zeit war, auf Mission zu gehen, erfuhr er, dass er nicht in einen anderen Teil der Welt gesandt werden würde, um seinen Mitmenschen das Evangelium Jesu Christi zu verkünden. Der Alltag eines Missionars besteht typischerweise daraus, Menschen in ihrem Zuhause, auf der Straße oder an anderen öffentlichen Orten zu treffen. In der Regel ist man also viel zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs und man muss auch einige Treppen steigen.
Bei Elder Amojan wurde eine zerebrale Tetraparese (eine Art Lähmung) diagnostiziert. In seinem Fall bedeutet das, dass er Arm und Bein der linken Seite nicht so gesteuert nutzen kann wie Arm und Bein der rechten Seite.
Aber er hat gelernt, sich von seinen körperlichen Einschränkungen nicht die Freude am Leben und am Abenteuer nehmen zu lassen. Mit großer Leidenschaft interessiert er sich für Sport - als Sportler wie auch als Zuschauer.
Elder Amojan reist gern durchs Land und besucht verschiedene Fußballstadien. Am liebsten erinnert er sich an die Spieltage im Hamburger Volksparkstadion. Der Hamburger SV ist seit 2006 - seit dem Qualifikationsspiel zur Champions League gegen den CA Osasuna - sein Lieblingsverein. Er selbst treibt auch gern Sport.
Elder Artur Amojan erfüllt für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage eine Mission im Kirchendienst.
Nachdem seine Situation sorgfältig abgewägt wurde, erhielt Elder Amojan die Berufung als Missionar im Kirchendienst in der Verwaltung des Gebiets Europa in Frankfurt am Main.
Missionare im Kirchendienst dienen der Kirche und dem Herrn Jesus Christus für einen bestimmten Zeitraum an einem bestimmten Ort. Derzeit sind neben den mehr als 85.000 Vollzeitmissionaren mehr als 30.000 Missionare im Kirchendienst tätig.
"Zunächst war ich enttäuscht, weil ich woanders hingehen und ein 'richtiger' Missionar sein wollte", erklärt Elder Amojan, "aber dann erkannte ich, dass auch dieses Werk wichtig ist. Gott braucht jede Hilfe, und ich bin wirklich dankbar, hier zu sein, denn auch so helfe ich mit, das Reich Gottes aufzubauen."
Die meisten Missionare werden berufen, das Evangelium zu verkünden. Andere erhalten die Aufgabe, bei Wohlfahrtsprojekten, humanitären Projekten oder in der Verwaltung mitzuhelfen. Alle folgen Jesus nach, indem sie ihrem Nächsten Gutes tun.
Zu Elder Amojans Aufgaben gehört es, Berichte für die Bildungsprogramme der Kirche für junge Leute zu schreiben, die Rezeption zu besetzen, in Deutschland umherzureisen, um mit russischen Freunden der Kirche zu sprechen und abends mit anderen Missionaren mitzugehen. Auch er ist ein Rad im Getriebe der Kirche - damit sie vorankommt.
"Ich glaube, wenn man wirklich etwas machen möchte, dann kann man das auch. Ob sich Träume verwirklichen, hängt von einem selbst ab - und es war schon immer mein Traum, auf Mission zu gehen. Und ich bin wirklich glücklich, jetzt die Gelegenheit dazu zu haben. Dafür bin ich wirklich dankbar", so Elder Amojan.