Vor fast 180 Jahren formulierte Joseph Smith ein Ideal der Toleranz, das im Rückblick doch erstaunlich modern klingt: "Ich erkläre angesichts des Himmels ohne Scheu, dass ich gleichermaßen bereit bin, zur Wahrung der Rechte eines Presbyterianers, eines Baptisten oder sonst eines guten Mannes irgendeiner anderen Glaubensgemeinschaft zu sterben."
Als erster Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage strich Smith den Grundsatz der Glaubensfreiheit und Toleranz mit folgenden Worten heraus: "Wir beanspruchen das Recht, den allmächtigen Gott zu verehren, wie es uns das eigene Gewissen gebietet, und gestehen allen Menschen das gleiche Recht zu, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie wollen." (11. Glaubensartikel)
Im November 2019 traf sich Seine Exzellenz, Dr. Mohammad Abdulkarim Al-Issa, Generalsekretär der Islamischen Weltliga und Präsident der Internationalen Organisation Muslimischer Gelehrter, mit der Ersten Präsidentschaft in Salt Lake City in Utah.
"Was ich hier gesehen habe, ist ein großartiges Beispiel dafür, was Barmherzigkeit und Liebe für die Menschheit wirklich bedeuten", erklärte Dr. Al-Issa einem Newsroom-Artikel zufolge nach seinem Besuch des Welfare Square. "Wir müssen diesem humanitären Ansatz auf der ganzen Welt nacheifern. Auch sollte die ganze Welt von diesen Bemühungen und Projekten erfahren und daraus lernen. … Wir können der muslimischen Welt die Botschaft überbringen und ihr sagen, dass es in manchen Teilen der Welt Menschen gibt, die ihr Leben dem Dienst an ihren Brüdern und Schwestern und der ganzen Menschheit weihen. Ich möchte Sie beglückwünschen. Ich bin wirklich überrascht, wie viel Arbeit Sie hier leisten. Sie sind anderen ein leuchtendes Vorbild."
Anfang 2019 trafen Präsident Russell M. Nelson und Papst Franziskus im Vatikan zusammen. Es war das erste Treffen zwischen einem Präsidenten der Heiligen der Letzten Tage und einem Papst. Dieser Besuch fand einen Tag vor der Weihung des ersten Tempels der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Rom durch Präsident Nelson statt. Präsident Nelson wurde von Präsident M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel begleitet.
Nach dem Gespräch, das 33 Minuten dauerte, kaman Präsident Nelson und Präsident Ballard mit Vertretern der Presse zusammen. "Das Gespräch war sehr herzlich und wird uns unvergesslich bleiben. Seine Heiligkeit war äußerst liebenswürdig, freundlich und offen", sagte Präsident Nelson. Weiter sagte er: "Was für ein netter, wunderbarer Mann! Die Katholiken können sich glücklich schätzen, einen so liebenswürdigen, engagierten, liebevollen und fähigen Führer zu haben."
Bischof Gerhard Egger von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage stellte als Sprecher der Multireligiösen Plattform Innsbruck die erfolgreichen interreligiösen Aktivitäten im Jahr 2019 vor: eine multireligiöse Reise nach Rom, die die Teilnehmer einander näherbrachte, eine Lange Nacht der Kirchen wie auch die Lange Nacht der Religionen sowie der multireligiöse Beitrag zum 350-jährigen Jubiläum der Universität Innsbruck. Egger selbst sieht Nachholbedarf beim staatlichen Bildungsauftrag, was die Repräsentation religiöser Gemeinschaften und die Weitergabe von Werten zur Festigung der Gesellschaft anbelangt.
Betsy VanDenBerghe schreibt in ihrem Liahona-Artikel "Interreligiöses Engagement macht uns zu besseren Jüngern": "[Ich habe] die Erfahrung gemacht, dass diese Mut machenden Worte von Elder Quentin L. Cook vom Kollegium der Zwölf Apostel zutreffen: Respektvolle und offene interreligiöse Zusammenarbeit dient nicht nur der Gesellschaft, sondern lässt auch uns – als Gemeinschaft sowie jeden Einzelnen - in der Liebe zu Gott und seinen Kindern wachsen. … Ich weiß, dass die Heiligen der Letzten Tage den Auftrag Jesu ernst nehmen, unsere Mitmenschen aufrichtig zu lieben, die Nackten zu kleiden, die Hungrigen zu speisen und die Gefangenen zu besuchen (siehe Matthäus 25:34-36) - und zwar ohne zu erwarten, dass sich derjenige, dem man hilft, oder diejenigen, mit denen man zusammenarbeitet, bekehren. Eine offene und respektvolle interreligiöse Zusammenarbeit verlangt von keinem der Beteiligten - auch nicht von uns -, dass er seinen Glauben aufgibt. Vielmehr werden die Beteiligten darin bestärkt, gegen keine Kirche zu streiten (siehe LuB 18:20) und sich ,mit dem Band der Nächstenliebe‘ zu bekleiden (LuB 88:125)."