Am 29. Dezember 2020 wurde Zentralkroatien um 12.20 Uhr Ortszeit nahe der Stadt Petrinja von einem Erdbeben der Stärke 6,4 erschüttert. Laut Darinko Dumbovic, dem Bürgermeister von Petrinja, zerstörte das Erdbeben rund die Hälfte der Stadt, wobei sieben Menschen ums Leben kamen und 36 weitere verletzt wurden. Dank vorausgegangerer Erfahrung als Helfer bei ähnlichen Katastrophen konnten dort wohnhafte Missionare und Freiwillige der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage schnell reagieren und tatkräftig Hilfe leisten.
Infolge der Zerstörung von fast 4000 Häusern, der Schließung von Schulen und des schneereichen Winters hatten die Bewohner in den Tagen nach dem Erdbeben sehr zu leiden. Hilfsgüter wie Nahrungsmittel, Wasser und Heizmaterial wurden dringend benötigt. Neben dem Aufruf nach diesen Hilfsgütern wurde auch um Schiffscontainer und Wohnmobile gebeten, die als Notunterkünfte fungieren sollten. Zum Glück wurde dem Aufruf schnell Folge geleistet.
Als sich die Nachricht vom Erdbeben verbreitete, spendete die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage Kroatien und den Nachbarländern große Mengen an Nahrungsmitteln, Wasser, Kleidung und Räumgeräten und unterstützte die örtliche Armee logistisch bei der Verteilung dieser Güter.
In Zagreb, wo das Erdbeben deutlich spürbar war, hat die Kirche ein Missionsbüro und 12 Missionare, die Menschen im Evangelium unterweisen. Da das Missionsbüro nicht weit entfernt ist, konnte die Kirche sofort Kontakt zum Leiter des kroatischen Roten Kreuzes (HCK – Hrvatski Crveni Križ) aufnehmen, um Unterstützung anzubieten.
Freiwillige der Kirche wurden rasch einer HCK-Einrichtung in Sisak, einer Stadt am Rand des vom Erdbeben zerstörten Gebiets, zugewiesen. Unter der Leitung der örtlichen HCK-Leiterin Sanja Tomašinec machten sich die freiwilligen Helfer und Missionare an die Arbeit.
„Es war eine sehr schwierige Zeit für uns“, berichtet Tomašinec. „Hunderte von Freiwilligen stömten aus allen Teilen Kroatiens herbei, und eines Tages kamen auch junge Missionare auf mich zu und wollten helfen. Zu dem Zeitpunkt waren wir durch all dies sehr gefordert, und ich bot ihnen an, sie könnten beim Zusammenstellen der erhaltenen Hilfsgüter und deren Verteilung an diejenigen, die Schäden oder Verluste zu beklagen hatten, helfen. Ich sorgte dafür, dass sie jungen Freiwilligen aus unserer Stadt Sisak vorgestellt wurden, und spornte beide Gruppen an, zusammen zu arbeiten.“
Am 2. Januar, nur vier Tage nach dem Erdbeben, luden Missionarinnen und Missionare Kisten voller dringend benötigter Hilfsgüter in den Kleinbus der Mission und transportierten sie in betroffene Gebiete.
In der Folgewoche wurden die Missionare, weiterhin unter der Leitung von Tomašinec, zum HCK-Zentrum in Petrinja geschickt – der Stadt, die dem Epizentrum des Erdbebens am nächsten gelegen ist.
Als Missionare, die als Vetreter von Latter-day Saint Charities tätig waren, vom Erdbeben hörten, wollten sie ermitteln, was gebraucht wurde, und dann ebenfalls helfen. Sie wandten sich an einen ihrer bewährten Partner – das Hilfswerk Croatia Baptist Aid (CBAid) – auf, das zwar Nahrungsmittel bereitstellen wollte, jedoch unzureichende finanzielle Mittel hatte.
CBAid bat Latter-day Saint Charities um Unterstützung bei der Beschaffung und Verteilung von Nahrungsmittel für 400 Familien, die ihr Zuhause verlassen mussten oder anderweitig betroffen waren. Die Lebensmittelpakete enthielten Nüsse, getrocknete Früchte, Bohnen, Kekse, Toastbrot, Schokoladenaufstrich, Fleisch- und Thunfischkonserven, Suppen, Nudeln, Milch, Salz, Zucker, Reis und Öl. Während Latter-day Saint Charities die Finanzierung übernahm, kümmerte sich CBAid um die Beschaffung, Verpackung und Verteilung der Güter.
Auf dem Weg zu ihren Missionen in Deutschland und der Slowakei mussten 42 Vollzeitmissionare kurzfristig in Zagreb in Quarantäne. Nach der vorgeschriebenen siebentägigen Quarantäne hatten sie noch rund eine Woche Zeit bis zu ihrem Abflug, wodurch sie der CBAid beim Verpacken und Verteilen der Nahrungsmittel helfen konnten.
Vier Wochen lang halfen Missionare aus verschiedenen Städten Kroatiens über sechs Stunden pro Tag beim Verteilzentrum des HCK mit. In Wechselschichten, bestehend aus je vier bis sechs Missionaren, packten sie mit an. Insgesamt beteiligten sich in den Monaten nach dem Erdbeben über 60 Missionare an den Hilfsaktionen.
Auf die Frage zur Qualität der Zusammenarbeit mit den jungen Missionaren betonte Tomašinec: „Die jungen Missionare und die anderen jungen Helfer haben mich beeindruckt. ... Sie waren gut erzogen, mit guten Manieren. Sie konnten sich ausgezeichnet auf Kroatisch unterhalten, was bekanntlich sehr schwer ist. Die jungen Missionare erwiesen sich als sehr fleißig, verlässlich und aufgeschlossen. Sie haben uns in dieser schweren Zeit durch ihre Mithilfe gestärkt und froh gemacht. Wir waren wirklich glücklich, dass sie vom anderen Ende der Welt in diese zerstörte Ortschaft kamen, die so klein ist, dass sie nicht einmal auf der Landkarte zu finden ist.“