Zusätzliche Quelle

Ron Jarrett - der "Music Man"

Präsident des Mormon Tabernacle Choir

Wenn Sie sich mit Ron Jarrett in seinem Büro im historischen Tabernakel auf dem Tempelplatz in Salt Lake City treffen, bietet er Ihnen wahrscheinlich Schokolade aus dem Korb mit Süßigkeiten an, der auf seinem Schreibtisch steht.

"Ich esse leidenschaftlich gern Schokolade", erklärt der Präsident des Tabernakelchors. "Es ist keine europäische, aber sie ist gut."

Außer für Schokolade hat er auch eine Leidenschaft für Musik, und das schon von Kindesbeinen an.

Präsident Jarrett wurde in Salt Lake City in Utah geboren und ist dort auch aufgewachsen. Er hatte eine glückliche Kindheit, sagt er, und viele gute Freunde. Die erste musikalische Ausbildung erhielt er an der Grundschule. Dabei fand er schnell heraus, dass ihm Musikinstrumente nicht lagen.

"Als ich in der vierten oder fünften Klasse war, meldeten mich meine Eltern beim Schulorchester an, wo ich Klarinette spielen sollte. Ich wurde jedoch so nervös, dass ich zu zittern anfing! Infolgedessen bin ich dabei nicht lange geblieben."

Seine Eltern gaben jedoch nicht auf. Sie ließen ihn bei einem Privatlehrer Klavier- und dann Akkordeonunterricht nehmen. Das Klavierspielen erforderte aber zu viel Übung, und das Akkordeon war für einen unsicheren jungen Mann, der "cool" sein wollte, schlichtweg nicht kultiviert genug.

"Ich hielt es einfach für kitschig und mochte es nicht besonders", meint er schmunzelnd.

Auch heute noch kann Präsident Jarrett nur mit einem Finger Klavier spielen.

Zum Glück haben diese ersten unerfreulichen Erfahrungen ihm den Wunsch, sich musikalisch zu betätigen, nicht ganz ausgetrieben. Als er an der West High School war, fand er großes Interesse am Singen. Zusammen mit drei Freunden gründete er das Quartett "The Debonairs".

1999 sang Präsident Jarrett beim Tabernakelchor zur Probe vor. Die folgenden neun Jahre, bis 2008, gehörte er dann zu dessen Sängern. Wenn er von seinen verschiedenen Erlebnissen aus dieser Zeit erzählt, verwendet er am liebsten das Wort „Spaß“. Er weiß noch genau, wie der Chor bei den Eröffnungsfeierlichkeiten zu den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City mit Sting sang, der schon 16 Grammys gewonnen hat. "Es war ein einmaliges Erlebnis und hat sehr viel Spaß gemacht", erklärt er mit einer für ihn typischen Begeisterung.

Das Wort "Spaß" beschreibt aber nicht annähernd, was Präsident Jarrett für Musik empfindet, denn sie kann seiner Meinung nach auch inspirieren und zutiefst berühren. Das hat er selbst miterlebt, als der Chor nur wenige Stunden nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 bei einem Gedenkgottesdienst auftrat.

"An diesem Tag sollten wir abends im Rahmen einer Konferenz in Salt Lake City bei einem Konzert auftreten. Als wir von den Terroranschlägen hörten, waren wir bestürzt, aber das Konzert war nie offiziell abgesagt worden. Wir gingen also hin, zogen uns um und versammelten uns an dem angegebenen Ort. Es wurde angekündigt, dass statt des Konzerts ein Gedenkgottesdienst stattfinden solle. Anstelle der Lieder, die wir geübt hatten, sangen wir also patriotische Lieder aus Amerika. Ich kann kaum beschreiben, was für Gefühle ich hatte, als ich von meinem Platz aus das Publikum beobachtete. Der Chor und seine Musik hatten es völlig in ihren Bann geschlagen."

Rührung ergreift Präsident Jarrett, als er nun sagt: "Musik kann Menschen die Kraft verleihen, weiterzumachen - ganz gleich, welche Probleme sie haben. Und diese Kraft können Menschen aus allen Kulturkreisen und Altersgruppen verspüren, weil Musik die einzige wirklich universelle Sprache ist." Nach seinem Rückzug aus dem Chor war Präsident Jarrett von 2008 bis Mai 2011 Assistent des ehemaligen Präsidenten des Tabernakelchors, Mac Christensen.

Eigentlich hatte er den Chor für sich schon abgeschrieben, als er und seine Frau Lucie 2011 eine Mission im Büro für Öffentlichkeitsarbeit in Frankfurt antraten. Doch dann erhielt er einen Anruf vom Präsidenten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Thomas S. Monson. Er war erschüttert, was ihm da aufgetragen wurde. "Präsident Monson berief mich als Präsident des Chors. Ich konnte es natürlich nicht glauben. Mir kamen die Tränen und ich versuchte, ein 'Danke' herauszubringen."

Präsident Jarrett ist der erste Präsident des Chors, der vorher im Chor gesungen hat.

Zu den wichtigsten Zielen, die er mit dem Chor anstrebt, gehört es für Präsident Jarrett, auch jüngeres Publikum anzuziehen. Das zeigt sich darin, dass auch Gäste wie die Hip-Hop-Violinistin Lindsey Stirling oder der Broadway-Star Santino Fontana eingeladen werden. Santino war in der englischen Version des Disney-Films Die Eiskönigin - völlig unverfroren die Stimme von Hans. Präsident Jarrett hat auch die Leitung des 2012 eingerichteten YouTube-Kanals des Chors übernommen. Außerdem ist er für dessen unlängst verbesserte Website und die Facebook-Seiten zuständig. Unter seiner Leitung hat der Chor auf praktisch allen anderen Plattformen von sozialen Netzwerken wie Twitter, Instagram, Google+ oder Pinterest Einzug gehalten.

Präsident Jarrett hat auch eine sehr jugendliche Art. Kurz nach seiner Berufung als Präsident fragte er Musikdirektor Mack Wilberg einmal scherzhaft, ob der Chor Musikrichtungen ausprobieren solle, die bei der jüngeren Bevölkerung ankommen würden. „Ich habe ihn gefragt, ob er schon einmal daran gedacht habe, den Chor ein Hip-Hop-Lied mit einem modernen Rhythmus singen zu lassen.“ Wilberg, der gerne an Traditionen festhält, zögerte. "Ich habe ihm erklärt, dass sich Jugendliche für Musik interessieren, die sehr rhythmisch und voller Leben ist und mit der sie sich in ihrem hektischen Leben identifizieren können. Sie sitzen nicht untätig herum; sie sind ständig in Bewegung. Sie wollen einen Rhythmus hören, der ihrem Lebensstil entspricht." Wilberg fand das amüsant. "Ich schätze, wir sollten für neue Ideen offen sein", erwiderte er.

Präsident Jarrett und seine Frau haben zwei Töchter, einen Sohn und sechs Enkelkinder. Wenn er sich nicht gerade um die Angelegenheiten eines der berühmtesten Chöre der Welt kümmert, arbeitet er gerne im Garten, liest historische Romane oder backt Schokoladenkekse mit seinen Enkeln.

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