Alle sechs Monate kommen die Gläubigen aus aller Welt mit ihren Freunden zusammen, um sich die Generalkonferenz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage anzusehen oder anzuhören. Während Millionen Gläubige bei der nächsten Konferenz, die am 5. und 6. Oktober 2013 stattfindet, vielleicht eher an geistige Einkehr und Begegnung denken, bereiten sich hunderte Dolmetscher auf jede Menge Arbeit vor.
Bei den Vereinten Nationen gibt es sechs Amtssprachen. Das Europaparlament arbeitet mit 20 Sprachen. Für die Generalkonferenz der Kirche aber werden weltweit über 800 Dolmetscher teils gegen Bezahlung, teils unentgeltlich tätig, damit die Versammlungen in 94 Sprachen über Fernsehen, Radio, Satellit und Internet übertragen werden können. Ihnen ist es zu verdanken, dass über 98 Prozent der Mitglieder der Kirche mindestens eine Konferenzversammlung in ihrer Muttersprache mitverfolgen können.
Ausgestrahlt wird die Konferenz vom Hauptsitz der Kirche in Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah. Es sprechen der Präsident der Kirche und weitere führende Amtsträger.
Die Dolmetscher kommen in Salt Lake City oder in einem von zwölf Übersetzungsbüros in einem anderen Teil der Welt zusammen.
Die Dolmetscher und Übersetzer in Frankfurt sind rund um die Uhr mit einer ganzen Reihe von Projekten beschäftigt. Doch wenn die Generalkonferenz vor der Tür steht, steigt das Arbeitspensum auf ein Jahreshöchstmaß an. Axel Gomann, Leiter des deutschen Übersetzungsbüros, sagt: "Hier im Büro in Frankfurt haben wir nicht nur sämtliche Konferenzversammlungen zu übersetzen, sondern auch die dazwischen ausgestrahlten Nachrichten mit ihren inspirierenden Berichten."
Bei einer Generalkonferenz zu dolmetschen, setzt ein hohes Maß an Fertigkeiten und gute Vorbereitung voraus. Gomanns Mitarbeiter sind nicht nur ausschließlich Muttersprachler und haben reichlich Erfahrung in der Kirche, von ihnen wird auch erwartet, dass sie das Dolmetschen beherrschen, eine einwandfreie Aussprache haben und für Geistiges empfänglich sind. "In die Übersetzung einer Generalkonferenz fließt eine Menge geistiger Vorbereitung mit ein – vor allem bei den Worten eines Propheten", erklärt Gomann.
Er weiß noch gut, wie es vor ein paar Jahren war, als das Büro in Frankfurt noch nicht mit modernster Technik ausgestattet war wie Sprecherkabine, Bildschirmen und Satellitenanschluss. Seinerzeit reisten die deutschen Dolmetscher noch mit vielen ihrer Kollegen zum Dolmetschen nach Salt Lake City.
Angefangen hat man mit dem Dolmetschen bei der Herbst-Generalkonferenz 1961, als sich ein paar Laiengeistliche aus verschiedenen Ländern in Salt Lake City trafen, um die inspirierten Botschaften der führenden Amtsträger der Kirche zu hören. Damals wurde in nur vier Sprachen gedolmetscht: Deutsch, Niederländisch, Samoanisch und Spanisch.