Hintergrund

Der Welttag der Religion: Einheit in Vielfalt

Am 21. Januar wird der Welttag der Religion begangen. Er unterscheidet sich etwas vom Welttag des Wassers oder dem Welttag des Buches, denn er wurde von keiner staatlichen Organisation ins Leben gerufen, um auf ein bestimmtes Thema aufmerksam zu machen. Stattdessen bietet er Menschen verschiedener Glaubensrichtungen eine Gelegenheit zur Begegnung im Gespräch und beim gemeinsamen Dienen. Weltweit wird er seit 1950 jährlich am dritten Sonntag im Januar begangen.

Aber wie fing es an? Ein Besuch in Langenhain im Taunus klärt uns auf. In diesem Stadtteil von Hofheim unweit von Frankfurt befindet sich das Haus der Andacht, der einzige Bahá’í-Tempel Europas. Der Welttag der Religion entspringt nicht der Überlieferung einer bestimmten Religion. Er wurde jedoch erstmals von der Nationalen Geistlichen Versammlung der Bahá’í in den Vereinigten Staaten ausgerichtet.

 

"Es war die Initiative der Bahá’í, einen Tag dafür zu nutzen, dass alle Religionen der Welt gemeinsam für den Frieden beten und die Einheit der Religionen feiern", erklärt Fariba Dorner, Betreuerin des Bahá’í-Hauses der Andacht. Die hier angesprochene Einheit erfordert keineswegs, dass alle den gleichen Glauben annehmen müssen. Es handelt sich vielmehr um eine Einheit in Vielfalt, eine Hoffnung, dass die Religionen der Welt zu mehr Liebe, Frieden und Respekt beitragen.

"Gott wirkt durch mehr als ein Volk, um sein großes und wunderbares Werk zustande zu bringen", sagte Orson F. Whitney, ein Führer aus der Anfangszeit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Die Mitglieder der Kirche, auch als Mormonen bekannt, sind dazu angehalten, Andersgläubige zu respektieren und zum Nutzen der Allgemeinheit auch Beziehungen zu anderen Religionen zu pflegen.

Die Mormonen litten anfangs unter heftiger Verfolgung. Heute sind religiöse Toleranz und Religionsfreiheit ein wichtiger Grundsatz ihres Glaubens. Einer ihrer 13 Glaubensartikel lautet: "Wir beanspruchen das Recht, den Allmächtigen Gott zu verehren, wie es uns das eigene Gewissen gebietet, und gestehen allen Menschen das gleiche Recht zu, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie wollen."

Die Mormonen beteiligen sich aktiv daran, die Religionsfreiheit weltweit zu stärken, und arbeiten oft mit anderen religiösen Organisationen zusammen, um Bedürftigen zu helfen. Der Welttag der Religion ist eine gute Gelegenheit für Anhänger unterschiedlicher Glaubensrichtungen, einschließlich der Mormonen, einig zu sein im Werk Gottes.

Am Welttag der Religion lernt man leicht mehr Respekt für unterschiedliche Religionen. Man braucht nur an einem Gottesdienst teilnehmen und die Menschen kennenlernen. Wie Dorner sagt, die seit knapp drei Jahren Hüterin ist, werden Orte wie das gewölbte Andachtshaus der Bahá’í gebaut, "um der Menschheit als Ort der Besinnung und des Gebets zu dienen, ein Ort, an dem Seelen einander begegnen und sich vereinen".

Falls es nicht möglich ist, am Welttag der Religion an einem Gottesdienst, einer religiösen Gesprächsrunde oder einem Dienstprojekt teilzunehmen, können Gläubige füreinander beten, wo auch immer sie sein mögen.

Jennifer Wiebers, deren Großeltern schon den Bahá’í in Deutschland angehörten, erklärt: "Ein Gebet erlangt erst dann seine volle Bedeutung, wenn ein Mensch diese Worte dazu nutzt, sein Verhalten oder sein Leben zu ändern und wie er mit seinem Umfeld umgeht. Das ist die wahre Bedeutung des Gebets: es findet im Handeln des Menschen seinen Ausdruck."

Wenn aufrichtiges Beten zu einer besseren Welt führt, Stück für Stück, einen Menschen nach dem anderen, dann können Angehörige unterschiedlicher Glaubensrichtungen vielleicht nicht nur am Welttag der Religion, sondern das ganze Jahr über einig sein in Vielfalt.

Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.